Verband Alleinerziehender: „Muttertag“ fördert Stereotype

Nach Ansicht von Familienberater Stephan Fuchs könnte eine Umbenennung des „Muttertags“ in einen allgemeinen „Elterntag“ sinnvoll sein.
Verband Alleinerziehender: "Muttertag" fördert Stereotype

Symbolbild von congerdesign auf Pixabay

Nach Ansicht von Familienberater Stephan Fuchs könnte eine Umbenennung des „Muttertags“ in einen allgemeinen „Elterntag“ sinnvoll sein. „Im Muttertag werden traditionelle Rollenbilder verankert. Er fördert Stereotype. Verkauft wird das Bild von der ‘perfekten Mutter‘“, sagte der Sozialpädagoge vom Bundesverband alleinerziehender Mütter und Väter am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in München. „Ein ‘Elterntag‘ würde die Gleichstellung von Müttern und Vätern anders ins Bewusstsein rücken.“

Fuchs äußerte sich mit Blick auf den Vorschlag von Familienforscher Wassilios Fthenakis, den Muttertag in Elterntag umzubenennen. “Der Muttertag baut Druck auf Frauen auf, die tagsüber keine Zeit haben, sich um die Kinder zu kümmern“, sagte Fthenakis am Wochenende in einem dpa-Gespräch. Mit dem Muttertag diktiere die Gesellschaft der Frau, wie sie zu sein habe. In diesem Jahr fällt der Muttertag auf den kommenden Sonntag, den 14. Mai.

Familienberater Fuchs erklärte weiter, zudem wäre in einem “Elterntag” inkludiert, dass auch gleichgeschlechtliche Paare Eltern sein können: “Das wäre ein Tag für Eltern, egal woher sie kommen.” Auch den alleinerziehenden Vätern, die er als Pädagoge berate, wünsche er einen solchen “Elterntag”. Gleichzeitig wies er daraufhin, dass durch einen solchen Tag die Realität nicht ausgeklammert werden dürfe. „90 Prozent der alleinerziehenden Eltern in Deutschland sind Frauen.“

Entsprechend sei es nicht zielführend, Mütter einmal im Jahr zu stilisieren und zu feiern und ihr Engagement ansonsten wenig zu würdigen. „Hier würde ich mir insgesamt eine andere Diskussion wünschen“, sagte Fuchs.

Vor 100 Jahren gab es den Muttertag erstmals in Deutschland. Die Wurzeln liegen in den USA, wo er bereits seit 1914 existiert. Begründet wurde er von Frauenrechtlerin Anna Marie Jarvis (1864-1948) aus Grafton im US-Bundesstaat West Virginia.

Sie wollte damit ihrer Mutter ein Andenken setzen, die sich für eine bessere medizinische Versorgung von Müttern und deren Kindern sowie von Kriegsheimkehrern einsetzte. Mit Boykottaufrufen wandte sie sich erfolglos gegen die Kommerzialisierung des Tages.

kna