Thierse und Mertes: Katholische Schulen müssen erhalten bleiben

Katholische Schulen und Kitas sollten aus Sicht des ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (SPD) und des Jesuiten Klaus Mertes unbedingt erhalten bleiben.
Frankfurt – Katholische Schulen und Kitas sollten aus Sicht des ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (SPD) und des Jesuiten Klaus Mertes unbedingt erhalten bleiben. Kirchliche Schulen leisteten einen wichtigen Teil zur "kulturellen, religiös-weltanschaulichen Vielfalt unserer Gesellschaft", schrieben Thierse und Mertes in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Donnerstag). Es müsse daher ein gesellschaftliches und politisches Interesse am Fortbestand der Bildungseinrichtungen geben.

Wolfgang Thierse –Foto MarkwatersDreamstime.com

Katholische Schulen und Kitas sollten aus Sicht des ehemaligen Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse (SPD) und des Jesuiten Klaus Mertes unbedingt erhalten bleiben. Kirchliche Schulen leisteten einen wichtigen Teil zur „kulturellen, religiös-weltanschaulichen Vielfalt unserer Gesellschaft“, schrieben Thierse und Mertes in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Donnerstag). Es müsse daher ein gesellschaftliches und politisches Interesse am Fortbestand der Bildungseinrichtungen geben.

Dadurch, dass sie theologische Bildung in ihr pädagogisches Konzept integrierten, haben katholische Schulen laut Thierse und Mertes einen Vorteil. Jugendliche, die auf der Suche nach Religion oder Spiritualität seien, könnten an staatlichen Einrichtungen oft keine Antworten finden. „Je mehr ihre Fragen vom Bildungsbetrieb als irrelevant abgetan werden, umso mehr liefert der Betrieb die Kinder und Jugendlichen denjenigen aus, die sie mit den einfachen Antworten in die religiöse Unmündigkeit locken“, warnen die Autoren. „Ohne kirchliche Schulen ginge der säkularen Gesellschaft ein Partner verloren, der Erfahrungen mit theologischer Bildung hat und dazu über nachvollziehbare Qualitätskriterien verfügt.“

„Katholische Schulen stellen einen öffentlich erkennbaren Anspruch an sich selbst, an dem sie sich messen lassen“, so die Autoren. Die notwendige Aufarbeitung von Missbrauchsfällen an katholischen Einrichtungen sei deswegen von großer Bedeutung und habe zu einer Profilschärfung geführt. „Das ist ein Gewinn, der auch für die staatliche Schule fruchtbar gemacht werden könnte, die beim Thema Missbrauch bis heute eher schweigt“, so Thierse und Mertes. Der Jesuit war von 2000 bis 2011 Rektor des Jesuitengymnasiums Canisius-Kolleg Berlin. In dieser Funktion trug er ab 2010 maßgeblich zur Aufdeckung von Missbrauchsfällen an Schulen bei.

Dass derzeit vielerorts katholische Schulen schließen, führen die Autoren neben finanziellen Überlegungen auch auf eine Veränderung im diesbezüglichen Verhältnis von Kirche und Staat zurück. „Die Motivation schwindet, dem Staat als starker zivilgesellschaftlicher Partner mit eigenem Engagement bei der Bildung zur Seite zu stehen. Das kirchliche Leben zieht sich immer mehr auf die Gemeinde zurück.“ Für die Kirche sei es jedoch fatal, wenn sie ihren „Exportschlager“ Stück für Stück aufgeben müsse. Zuletzt hatte etwa das Bistum Eichstätt erklärt, aus finanziellen Gründen seine fünf allgemeinbildenden Schulen aufgeben zu müssen.