Der israelisch-deutsche Historiker Meron Mendel hat sich besorgt über die demokratische Zukunft des Staates Israel geäußert.
Oberursel – Der israelisch-deutsche Historiker Meron Mendel hat sich besorgt über die demokratische Zukunft des Staates Israel geäußert. „Noch nie hat eine derart rechte Koalition Israel regiert, das macht mir große Sorgen“, sagte Mendel in einem Interview der Zeitschrift „Publik-Forum“ (Freitag). Zugleich habe Israel eine sehr lebendige Zivilgesellschaft. „Viele Menschen aus allen Schichten sind bereit, für die Demokratie zu kämpfen. Anders als in Ungarn oder auch Polen“, sagte der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main.
Zur Frage nach Solidarität von Deutschland mit Israel sagte Mendel: „Ich fürchte, dass Bekenntnisformeln nicht helfen. Mir wäre lieber, wenn die Verbindung zu Israel nicht allein von einer politischen Elite beschworen, sondern von der Breite der Gesellschaft in Deutschland getragen würde.“
Nur sieben Prozent der Deutschen seien schon einmal in Israel gewesen. „Ich bin überrascht, wie viele Menschen, die nie in Israel waren, klar wissen, wie der Nahostkonflikt zu lösen ist“, sagte Mendel, der Professor für Transnationale Soziale Arbeit an der Frankfurter University of Applied Sciences ist. Wenn mehr Menschen in unmittelbaren Kontakt mit Israelis und Palästinensern kommen würden, könnten sie eine differenzierte Haltung entwickeln.
Nötig sei darum, genau hinzuschauen und „jenseits der Raster“ auf die gemäßigten, friedlichen Kräfte in der palästinensischen wie auch in der israelischen Gesellschaft zu achten. „Mehr als die Solidarität mit Palästina oder Israel braucht es die Solidarität mit allen Menschen, die in dieser Region für den Frieden eintreten“, so Mendel.