Bischof Dieser verurteilt Gewalt im Namen der Religion

Im Vorfeld der Karlspreis-Verleihung an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat der Aachener Bischof Helmut Dieser mit deutlichen Worten Gewalt im Namen der Religion verurteilt.
Im Vorfeld der Karlspreis-Verleihung an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat der Aachener Bischof Helmut Dieser mit deutlichen Worten Gewalt im Namen der Religion verurteilt.

Bischof Dieser (Foto: Bistum Aachen/Andreas Steindl)

Im Vorfeld der Karlspreis-Verleihung an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat der Aachener Bischof Helmut Dieser mit deutlichen Worten Gewalt im Namen der Religion verurteilt. Er distanzierte sich bei einem Gottesdienst vor der Preisverleihung „aufs Deutlichste“ von den Positionen des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. „Es kann keine christliche Ideologie eines russischen Imperiums geben, in das hinein Völker gegen ihre freie Wahl gezwungen und kriegerisch unterworfen werden dürften“, so Dieser laut vorab verbreitetem Manuskript.

Schwerwiegendes Argument gegen die Religion sei ihre Verbindung mit Gewalt

Ein schwerwiegendes Argument gegen die Religion sei ihre Verbindung mit Gewalt, so Dieser. Das zeige auch die Geschichte des Christentums. „Wo immer Staat, Nation und Kirche eins werden und keine kritisch-konstruktive Distanz mehr zueinander wahren, drohen alle Niederlagen der Menschlichkeit, wie wir sie zurzeit in der Einflusssphäre der russischen imperialen Ideologie zu beklagen haben.“

Selenskyj und das ukrainische Volk erhalten an diesem Sonntagnachmittag den Karlspreis im Aachener Krönungssaal. Die Ukrainer verteidigten unter der Führung von Selenskyj nicht nur die Souveränität des Landes und das Leben der Bürger, sondern auch Europa und die europäischen Werte, hieß es zur Begründung. Selenskyj sei „Halt und auch Vorbild für sein Volk“.

Bischof: Ukraine halte auch die Idee Europas offen für Russland

Der Bischof begrüßte die Jury-Entscheidung. Die Ukraine halte auch die Idee Europas offen für Russland und alle Länder, die dessen Imperialismus unterstützen. „Auch die Menschen in diesen autoritär oder totalitär beherrschten Ländern dürfen sich der europäischen Idee anschließen, freiheitlich, demokratisch und friedliebend leben zu wollen.“

Der Karlspreis wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen vergeben, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Namensgeber ist Kaiser Karl der Große (742-814). Er gilt als erster Einiger Europas und wählte Ende des achten Jahrhunderts Aachen zu seiner Lieblingspfalz. Im vergangenen Jahr erhielten die belarussischen Bürgerrechtlerinnen Swetlana Tichanowskaja, Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo den Karlspreis.

kna