Am 14. Mai findet die „Große Borbecker Prozession“ zum 393. Mal statt. Der Borbecker Heinz Werner Kreul verbindet mit dem Flurumzug Kindheitserinnerungen.
Essen. Zum 393. Mal ziehen am 14. Mai Christinnen und Christen durch Essen-Borbeck. Von der Kirche St. Fronleichnam führt die „Große Borbecker Prozession“ in diesem Jahr bis zu St. Dionysius, wo am Alten Markt der Schlusssegen gesprochen wird. Der Prozessionstag beginnt um 9.30 Uhr mit der Eucharistiefeier in St. Fronleichnam Essen-Bochold. Im Anschluss zieht die Prozession über Wüstenhöferstraße, Bocholder Straße, den Essingweg, Friedhof Dachstraße/Essingweg (1. Segensstation), Dachstraße, Kettelerstraße, Haus St. Maria Immaculata (2. Segensstation), An St. Immakulata, Borbecker Straße, Marktstraße zum Alten Markt. Im und vor dem Diohaus gibt es dann Mittagessen und Begegnung.
Der Überlieferung nach fand die erste „Große Borbecker Prozession“ am 26. Juni 1628 statt. Seinerzeit ordnete die Fürstäbtissin von Essen, Maria Clara von Spaur, Pflaum und Vallier, Äbtissin in Nottuln und Metelen (1614-1645), an, dass eine Prozession durch das Kirchspiel Borbeck zu ziehen habe. Um Überschneidungen mit anderen Essener Prozessionen zu vermeiden, zogen die Borbecker nicht an Fronleichnam durch die Straßen, sondern bereits Tage zuvor. Ursprünglich fand die Prozession am vierten Sonntag der Osterzeit statt, um 1700 auch am Pfingstmontag oder -dienstag.
Seit seiner Kindheit ist für Heinz Werner Kreul der Flurumzug im Essener Norden ein Höhepunkt des Jahres. „Eine Woche vor der Prozession hat mein Vater immer die Fahnenstangen vom Dachboden geholt und sie weiß gestrichen“, erinnert er sich. „So wie alle Nachbarn hat er die Hecke geschnitten und den Teil des Hauses zur Straße hin auf Vordermann gebracht.“ 1953 nahm Heinz Werner Kreul erstmals selbst an der Prozession als Kommunion-Kind teil. „Ab 1955 bin ich dann als Messdiener mitgelaufen.“
Seit Anfang der 1990er-Jahre organisiert er den Flurumzug. „Damals war ich im Pfarrgemeinderat“, berichtet Heinz Werner Kreul. Am Prozessionssonntag habe ihn der damalige Pfarrer von St. Dionysius, der spätere Essener Dompropst und Stadtdechant Otmar Vieth, angesprochen. „Herr Kreul, Sie müssen uns helfen“, habe der Geistliche gesagt. „Gehen Sie doch vorneweg und kümmern Sie sich darum, dass wir gut über die Straße kommen – Sie kennen doch die Laufwege.“ Kreul fühlte sich überrumpelt, willigte jedoch ein. „Nun organisiere ich die Prozession zum 19. Mal.“
Seit Ende der 1960er-Jahre habe die Prozession jedoch an Bedeutung verloren. „Sie hat ihre angestammte Route verlassen und jedes Jahr ihren Laufweg gewechselt“, erinnert er sich. „Das finde ich im Grunde richtig – die Tradition ist allerdings verloren gegangen.“ Die Zusammenlegung von Gemeinden habe ebenfalls dazu beigetragen, dass immer weniger Menschen am Umzug teilnahmen. „Wir können die Zeit nicht zurückdrehen“, sagt er. Doch es gebe auch positive Tendenzen.