Ministerin beklagt mangelnde Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen

Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) sieht noch große Akzeptanzprobleme für Klimaschutzmaßnahmen.
Ministerin beklagt mangelnde Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen

Mona Neubaur –Foto:MWIKE/Nils Leon Brauer

Die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) sieht noch große Akzeptanzprobleme für Klimaschutzmaßnahmen. „Wir werden viele Baustellen haben“, sagte sie am Dienstagabend in Gelsenkirchen angesichts der zu errichtenden Windräder, Photovoltaikanlagen entlang von Schienen und Autobahnen oder Stromtrassen. Dies sei in der Bevölkerung noch nicht ausreichend angekommen und erfordere von den demokratischen Parteien mehr Erklärungen und Informationen.

Die Ministerin berichtete von dem Widerstand von Bürgern gegen einen Konverter, der Offshore-Leitungen verbindet. Obwohl rechtliche oder Naturschutzgründe nicht dagegen stünden, hätten pensionierte Oberstudienräte sich mit Halbwahrheiten gegen das Projekt positioniert. Wenn es einen Ausbau der erneuerbaren Energien geben solle, müsse die Gesellschaft klären, was das für den einzelnen persönlich bedeuten kann. „Gibt es ein Grundrecht auf einen Panaromablick von einer Terrasse aus?“, fragte Neubaur mit ironischem Unterton. Die Unternehmen seien in Sachen Klimaschutz viel weiter als die Bürger und sicherten sich vertraglich grüne Energie.

Der Hauptgeschäftsführer von Unternehmer NRW, Johannes Pöttering, betonte, angesichts des Ausstiegs aus Kernkraft und Kohleverstromung werde erneuerbare Energie dringend gebraucht. Wenn aber Anwohner neue Infrastruktur wie Stromleitungen verhinderten, „dann wird das nichts“. Pöttering: „Wir brauchen richtig Tempo und müssen Prioritäten setzen.“

Der Unternehmervertreter und die Ministerin äußerten sich bei einem Podium, zu dem die in Mülheim an der Ruhr ansässige Katholische Akademie „Die Wolfsburg“ des Bistums Essen in das Veranstaltungszentrum „Kaue“ auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Graf Bismarck eingeladen hatte. Dabei ging es um die sozialpolitischen Herausforderungen im Ruhrgebiet.

Pöttering, Neubaur und der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck forderten dabei mehr Anstrengungen im Bildungsbereich. Die Unternehmen nähmen Verantwortung für die Ausbildung wahr, betonte Pöttering, kämen aber an ihre Grenzen, wenn ein Viertel der Viertklässler nicht ausreichende Deutschkenntnisse haben. Der Bischof verlangte, vor allem bildungsferne Schichten zu erreichen. Neubaur votierte für ein Recht auf lebenslange Qualifizierung. Dies sei angesichts der schnellen technischen Innovationen und immer wieder neuer Tätigkeitsfelder notwendig.