Kulturkampf in USA: Methodistische Uni löst Empörung aus

Die methodistische Houghton University im Bundesstaat New York hat zwei Lehrkräfte gefeuert. Ihr Vergehen: Sie haben ihre Pronomen unter ihre E-Mail-Adresse gesetzt.
Kulturkampf in USA: Methodistische Uni löst Empörung aus Washington – Kürzlich hat der Präsident der christlichen Universität Houghton im ländlichen New York einen dicken Brief erhalten. Unterschrieben war er von 600 ehemaligen Studenten, die ihre Sorge über Veränderungen an ihrer früheren Hochschule zum Ausdruck brachten. Es gebe ein Klima der Intoleranz, das nichts mit der Universität zu tun habe, die sie selbst einmal besucht hätten.

Gebäudes der der christlichen Universität Houghton.–Foto: Jackson Jeep/Wikimedia/CC BY-SA 4.0

Kürzlich hat der Präsident der christlichen Universität Houghton im ländlichen New York einen dicken Brief erhalten. Unterschrieben war er von 600 ehemaligen Studenten, die ihre Sorge über Veränderungen an ihrer früheren Hochschule zum Ausdruck brachten. Es gebe ein Klima der Intoleranz, das nichts mit der Universität zu tun habe, die sie selbst einmal besucht hätten.

Aus Sicht der Unterzeichner versagt die gegenwärtige Führung der methodistischen Hochschule, weil sie „die Bandbreite an theologischen und ethischen Ansichten“ nicht respektiere, die „gläubige und aktive Christen vernünftigerweise haben können“. Aktueller Aufhänger des Schreibens war die Entlassung der beiden Lehrkräfte Reagan Zelaya and Shua Wilmot, die ihren beruflichen Mail-Adressen die Pronomen „She/Her“ und „He/Him“ (Sie/Ihr und Er/ihm) hinzugefügt hatten. Eine Konvention, die im offiziellen Schriftverkehr der USA zunehmend Verbreitung findet.

Die Leitung der konservativen Universität, die zur „Wesleyan Church“ der Methodisten gehört, forderte die beiden Professoren ultimativ auf, die Pronomen zu entfernen. Nachdem Zelaya und Wilmot der Aufforderung keine Folge leisteten, kündigte die Universität deren Verträge mit sofortiger Wirkung. Dies sei das „Ergebnis Ihrer Weigerung, die Pronomen zu entfernen“, heißt es in der Kündigung, die im Internet zirkuliert.

Präsident Wayne D. Lewis Jr. ging in seiner Antwort auf den Brief der früheren Absolventen mit keinem Wort auf die kontroverse Personalie ein. Stattdessen rechtfertigte er, warum die Uni ihr multikulturelles „Mosaic“-Zentrum und das Nachhaltigkeit-Programm ersatzlos gestrichen hatte. Auf Anfrage der „New York Times“, die jetzt prominent über das jüngste Schlachtfeld in Amerikas Kulturkrieg berichtete, erklärte ein Sprecher der Hochschule, es sei nicht richtig, dass das Arbeitsverhältnis allein wegen des Gebrauchs der Pronomen in den Unterschriften der E-Mails der Mitarbeiter beendet worden sei.

Tatsächlich hatte die Universität einen zweiten Grund in der Kündigung Zeyalas genannt. Sie habe „verleumderische Erklärungen“ gegenüber der Studentenzeitung „Star“ gemacht. Das Campus-Blatt hatte Zelaya zur Schließung des multikulturellen Zentrums befragt. Sie äußerte Verständnis für die angegebenen finanziellen Gründe, kritisierte aber einen Mangel an echtem Interesse für Vielfalt an der Universität. „Es ist empörend, dass wir Diversität als Säule in unserem strategischen Plan stehen haben, während wir aktiv Programme und Räume beschneiden, die den Erfolg studentischer Vielfalt fördern.“

Präsident Lewis verwies zudem auf Rückgänge bei Einnahmen und Neuanmeldungen, die zu einem signifikanten Haushaltsdefizit geführt hätten. Die Universität gebe keinesfalls ihre Kernmission auf. „Houghton fördert eine orthodox-christliche Weltsicht.“ Die Hochschule verlange von ihren Lehrkräften eine jährliche „Bekräftigung dieser Selbstverpflichtung“.

Die aktiven Studierenden reagierten mit ebenso viel Unverständnis wie ihre Vorgänger und die Betroffenen selbst. Es mache sich das Gefühl breit, so die Studentenvertreterin Molly Connolly, „dass dies eine politische Entscheidung war, die nichts damit zu tun hat, wie Leute die Nachfolge Christi interpretieren“.

Das vermutet auch Wilmot. Er äußerte den Verdacht, dass die Uni sich dem Trend zur Intoleranz gegenüber sexuellen Minderheiten anschließe, den sehr viel größere religiös-konservative Einrichtungen gingen – etwa die evangelikale Liberty Universität in Virginia. „Sie wollen Trans-ausgrenzend sein und das an potenzielle Studenten und deren Eltern kommunizieren.“ Darauf deute auch die Aberkennung des Status für den „L.G.B.T.Q.“-Club am Campus hin.

Kurioserweise sind weder Wilmot noch Zelaya selbst transgender. Beide wiesen darauf hin, dass ihre Vornamen oft zu Verwechslungen geführt hätten, weil Reagan und Shua das Geschlecht nicht anzeigen. Dies sei der praktische Grund. „Aber es signalisiert auch Inklusivität“, sagte Wilmot. „Und ich denke, dass diese Institution sich an diesem Teil gestört hat.“

Von Thomas J. Spang (KNA)