Der UN-Experte für Menschenrechte im Sudan hat die Zerstörung von Religions- und Kulturstätten durch Militärs verurteilt.
Pretoria/Genf – Der UN-Experte für Menschenrechte im Sudan hat die Zerstörung von Religions- und Kulturstätten durch Militärs verurteilt. „Etliche Moscheen und Kirchen wurden angegriffen. Die Situation ist abscheulich“, sagte Radhouane Nouicer (Donnerstag) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Betroffen seien auch historische Stätten wie etwa der alte Markt der Nil-Metropole Omdurman; er wurde Mitte Mai durch Brandstiftung zerstört.
Nouicer berichtet, die Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) hätten die Menschen seit Mitte April in eine „Ausnahmesituation“ gestürzt: „Ich habe im Irak, Dschibuti, Syrien und Jemen gearbeitet. Aber ich habe noch nie so eine Hartnäckigkeit erlebt, mit der im städtischen Wohnraum gekämpft wird“, so der UN-Experte. Die militärischen Kriegsgegner zeigten vollkommene Missachtung für das Leben von Zivilisten.
Millionen Menschen im Sudan ohne Zugang zu Nahrung, Wasser, Strom und Medikamente
Millionen Sudanesen seien derzeit ohne Zugang zu Nahrung, Wasser, Strom und Medikamente, oft in ihren Wohnungen verschanzt. „Sie können wegen der Unsicherheit nicht mal die Leichen ihrer Verwandten von den Straßen holen“, so Nouicer. Verschlimmert werde die Lage noch durch weitgehende Gesetzlosigkeit. Berichten zufolge kam es in den vergangenen Wochen zu Plünderungen, sogar von ausländischen Botschaften. „Laut den Gefängnisbehörden wurden 12.000 Häftlinge entweder befreit oder konnten entkommen. Was soll man in einer Situation erwarten, in der sich Kriminelle frei auf der Straße bewegen?“, fragte Nouicer.
Hoffnung setzt der UN-Experte in eine Waffenruhe, die Armee und RSF am Wochenende unter Vermittlung der USA und Saudi-Arabiens vereinbart hatten. Allerdings kommt es auch nach Inkrafttreten der Feuerpause am Montag weiter vereinzelt zu Kämpfen. Es gelte, optimistisch zu bleiben und zu versuchen, eine Deeskalation der Gewalt zu erreichen, so Nouicer. Der aus Tunesien stammende UN-Diplomat wurde 2022 von Hochkommissar Volker Türk ernannt. Er soll die Menschenrechtsvergehen untersuchen, die seit dem Militärputsch im Sudan 2021 begangen wurden.