Im Vatikan stehen Aktivisten der „Letzten Generation“ seit Mittwoch wegen möglicher Sachbeschädigung vor Gericht.
Vatikanstadt – Im Vatikan stehen Aktivisten der „Letzten Generation“ seit Mittwoch wegen möglicher Sachbeschädigung vor Gericht. Vergangenen August hatten sich zwei von ihnen – eine 25 Jahre alte Kunststudentin sowie ein 62 Jahre alter Gesundheitspfleger – am Podest der weltbekannten Laokoon-Skulptur in den Vatikanischen Museen festgeklebt. Ein weiteres Mitglied filmte die Aktion.
Der Vorsitzende Richter Giuseppe Pignatone befragte am Mittwoch die Studentin und den Gesundheitspfleger. Die dritte Angeklagte war zu dem Termin im Vatikan nicht erschienen. Die beiden Anwesenden versicherten, sie hätten das rund 2.000 Jahre alte Kunstwerk aus Marmor nicht beschädigen wollen. Sie habe sich im Vorfeld über das Material, den Kleber und ein Lösungsmittel informiert, sagte die Kunststudentin, die auch Kurse in Restauration belegt hat. Auf ihrer Haut seien keine Rückstände geblieben, „nur ein wenig Staub“.
Als Zeuge sagte unter anderem der Restaurator aus, der sich nach der Aktion um das Podest des Kunstwerks kümmerte. Die Schäden seien verdeckt worden, erklärte der Mann. Die Arbeiten hätten etwa eine Woche in Anspruch genommen – weniger als zunächst erwartet. Die Museen hätten zur Eile gedrängt, um die Laokoon-Gruppe rasch wieder zugänglich zu machen. Der Experte erklärte zudem, dass der vermutlich aus dem 19. Jahrhundert stammende Sockel wesentlich jünger sei als die Statue, die den Todeskampf der antiken Figur Laokoon zeigt. Auf die Frage, ob das Podest zum Kunstwerk gezählt werden müsse, antwortete er: „Ganz sicher ja.“
Der Prozess geht am 12. Juni weiter. Italienischen Medien zufolge droht den Aktivisten eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren sowie ein Bußgeld bis zu rund 3.000 Euro. Vor dem Prozess richtete die „Letzte Generation“ einen Appell an Papst Franziskus, die „dramatische Dringlichkeit“ des Klimawandels deutlich zu machen.
In den vergangenen Wochen hat die Organisation in Italien wiederholt für Schlagzeilen gesorgt, etwa mit einer Farb-Attacke auf den Trevi-Brunnen in Rom. Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano forderte daraufhin ein Gesetz gegen Öko-Vandalismus. Vergangenen Dienstag übergossen sich zwei Aktivistinnen in Anspielung auf die Flutkatastrophe in der Emilia-Romagna vor dem Senatsgebäude in Rom mit Schlamm.