Kulturausschuss befürwortet Mahnmal für Zeugen Jehovas

Der Kulturausschuss des Bundestages hat sich für die Errichtung eines Mahnmals für die in der NS-Zeit verfolgten Zeugen Jehovas ausgesprochen.
Kulturausschuss befürwortet Mahnmal für Zeugen Jehovas

–Foto h kama/Pixabay

 Der Kulturausschuss des Bundestages hat sich für die Errichtung eines Mahnmals für die in der NS-Zeit verfolgten Zeugen Jehovas ausgesprochen. Mit den Stimmen aller Bundestagsfraktionen mit Ausnahme der AfD, die sich enthielt, forderte der Ausschuss am Mittwoch die Bundesregierung auf, sich für die Errichtung eines Denkmals an historischer Stelle im Berliner Tiergarten einzusetzen und über die Verfolgung dieser Opfergruppe zu informieren. Bereits am Montag hatten Historiker in einer Anhörung des Kulturausschusses die Errichtung als überfällig bezeichnet.

Das Mahnmal soll aus einer Gedenkskulptur und Informationstafeln bestehen. In Abstimmung mit dem Land Berlin solle die Planung und Umsetzung durch die Bundesstiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas erfolgen, hieß es. Mitte Mai hatte der Bundestag in einer von nachdenklichen Tönen bestimmten Aussprache in Erster Lesung über einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen der Regierungskoalition und der CDU/CSU beraten.

Nach derzeitigem Forschungsstand waren mindestens 10.700 deutsche Zeugen Jehovas und 2.700 aus den von Deutschland besetzten Ländern Europas direkt der Verfolgung ausgesetzt. So enteigneten die Nazis Angehörige der Gemeinschaft, zerstörten ihre wirtschaftliche Existenz, entzogen ihnen die Kinder oder folterten und ermordeten sie. 1.250 der Verfolgten waren demnach minderjährig, 600 Kinder wurden ihren Eltern weggenommen. Etwa 2.800 Zeugen Jehovas aus Deutschland und 1.400 weitere aus Europa wurden in Konzentrationslager verschleppt. Mindestens 1.700 Zeugen Jehovas verloren durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ihr Leben.

Die Zeugen Jehovas sind eine hierarchisch organisierte Religionsgemeinschaft. Die Mitglieder wollen Zeugnis vom biblischen Gott geben, den sie Jehova nennen. Die Gemeinschaft versteht sich als christlich. Ihre Anfänge liegen im 19. Jahrhundert in den USA. Weltweit hat sie nach eigenen Angaben über acht Millionen Mitglieder, in Deutschland rund 170.000.

kna