Islamwissenschaftler: Koran ist gute Quelle für Umweltethik

Der Islamwissenschaftler Idris Nassery sieht im Koran und der islamischen Tradition gute Quellen für eine Umweltethik. 

Der Islamwissenschaftler Idris Nassery sieht im Koran und der islamischen Tradition gute Quellen für eine Umweltethik. „Die göttliche Offenbarung wurde in engem Kontakt mit der Natur und der Schöpfung an den Propheten Mohammed übermittelt“, sagte der Lehrstuhlinhaber für Islamische Rechtswissenschaften an der Universität Paderborn im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In vielen Ländern mit muslimischer Prägung stünden Umweltfragen aber nicht im Vordergrund, da diese mit Armut befasst seien.

Isalmwissenschaftler Nassery: „Mohammed selbst zeigte eine tiefe Verbundenheit zur Natur und zur Tierwelt“

„Mohammed selbst zeigte eine tiefe Verbundenheit zur Natur und zur Tierwelt“, sagte Nassery. In der Betonung der Vollkommenheit und Harmonie der Schöpfung fänden sich grundlegende Prinzipien, die als Ausgangspunkt für eine zeitgemäße Umweltethik dienen könnten. „Es liegt an den muslimischen Wissenschaftlern, diese Anknüpfungspunkte zu erforschen und weiterzuentwickeln, um Entwürfe einer islamischen Umweltethik zu formulieren.“

Nach islamischem Verständnis sei der Mensch unter anderem Bewahrer der Schöpfung, so der Wissenschaftler. „Seine Aufgabe besteht darin, die Schöpfung zu erhalten.“ Eine aufrichtige Religiosität könne also nicht gelebt werden, wenn die Umwelt verfalle. „Denn nur wenn die Schöpfung bewahrt bleibt, kann auch die vollständige Schönheit Gottes wahrgenommen werden.“

Umweltschutz muss mit  Bekämpfung von Armut und Bildungsdefiziten einhergehen

Die Bevölkerung in vielen islamisch geprägten Ländern ist laut Nassery primär damit beschäftigt, ihre grundlegenden Bedürfnisse zu erfüllen und ihre Familien zu versorgen. „Umweltschutz und die nachhaltige Entwicklung müssen dort mit der Bekämpfung von Armut, Bildungsdefiziten und anderen dringenden Problemen einhergehen.“ Daher benötigten diese Länder eine umfassende Unterstützung, insbesondere von europäischen Staaten.

Nassery ist beteiligt an der hybriden Ringvorlesung „Verlorenes Paradies? Umweltethik im Kontext der islamischen Theologie“, die das Zentrum für Islamische Theologie (ZIT) der Universität Münster und das Paderborner Institut für Islamische Theologie (PIIT) in diesem Sommersemester veranstalten.

kna