Jubiläum 1.300 Jahre Welterbe Reichenau nimmt Konturen an

Die Bodensee-Region erinnert 2024 mit einer großen Landesausstellung in Konstanz und neuen touristischen Angeboten an das Benediktinerkloster auf der Insel Reichenau.

Die Bodensee-Region erinnert 2024 mit einer großen Landesausstellung in Konstanz und neuen touristischen Angeboten an das Benediktinerkloster auf der Insel Reichenau. Im Mittelalter zählte die 724 – vor genau 1.300 Jahren – gegründete Abtei zu den wichtigsten Klöstern Europas. Die Ausstellung im Archäologischen Landesmuseum Konstanz präsentiert kostbare mittelalterliche Prachthandschriften, Kirchenkunst sowie archäologische Funde und will eine Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Abtei erzählen.

Auf der Reichenau, die seit 2000 zum Unesco-Welterbe zählt, stehen die drei romanischen Kirchen mit ihren Kunstschätzen im Mittelpunkt. Eine App wird mit digitalen Rekonstruktionen neue Forschungsergebnisse zur Klostergeschichte vermitteln. Nach historischem Vorbild werden große Klostergärten neu angelegt. Geplant sind mehrere religiöse Prozessionen – etwa am Inselfeiertag zu Ehren des Evangelisten Markus.

Das Land Baden-Württemberg finanziert Ausstellung und Jubiläum mit 4,5 Millionen Euro. „Die Gründung der Benediktinerabtei Reichenau im Jahr 724 stellt kirchen- und kulturgeschichtlich ein zentrales Datum dar“, sagte Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die Ausstellung werde kostbare Exponate zeigen, und zugleich die „über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaft und die Kirchenbauten mit ihrer heute noch gelebten und erfahrbaren Spiritualität einbinden“.

Die Benediktinerabtei auf der nahe Konstanz gelegenen Insel war im neunten und zehnten Jahrhundert eines der wichtigsten Klöster Europas. Hier forschten und unterrichteten hoch angesehene Wissenschaftler. Enge Verbindungen gab es zum Kaiserhof.

Unesco-Welterbe Klosterinsel Reichenau

Die Klosterinsel Reichenau im Bodensee war im Mittelalter eines der bedeutendsten geistlichen und kulturellen Zentren Europas. Etwa zwischen 800 und 1200 erblühten dort Theologie, Wissenschaften, Buchkunst und Musik. Mönche wirkten als politische Berater; die Klosterschule bildete Eliten aus.

Abt Hatto III. (888-913) war Erzkanzler im Reich und Vormund von Ludwig dem Kind, dem letzten Karolinger-König. Zu den einflussreichsten Gelehrten des Klosters gehörte Walahfrid Strabo (um 808-849). Der Universalgelehrte Hermann der Lahme (1013-1054) schrieb eine Weltchronik, forschte in der Mathematik und komponierte bis heute gesungene Kirchenlieder.

Laut einer Legende gründete der irische Wandermönch und Bischof Pirmin 724 das Kloster. Unter den Karolingern und Ottonen erlebte die Insel ihre Blütezeit. 1540 verlor das Kloster weite Teile seines Besitzes und seine Eigenständigkeit an den Konstanzer Bischof. 1757 wurden die verbliebenen Mönche vertrieben und das Kloster im Zuge der Säkularisation 1803 aufgelöst. Seit 2004 knüpft eine kleine Benediktiner-Gemeinschaft wieder an die Klostertradition an.

2000 zeichnete die Unesco die Klosterinsel als Welterbe aus. Die Weltkulturorganisation würdigt die Reichenau als Beispiel für die religiöse und kulturelle Bedeutung der Benediktiner im Mittelalter. Die drei romanischen Kirchen gelten als bedeutende Zeugnisse der frühmittelalterlichen Architektur. Auf der Reichenau im zehnten und elften Jahrhundert verfasste Handschriften gehören zum Unesco-Weltdokumentenerbe.

kna