Katholiken feiern Fronleichnam mit Prozessionen: Freude und Leid

Prozessionen voller Pracht und Prunk – so feiern Katholiken das Fest Fronleichnam. In vielen Städten gingen sie am Donnerstag auf die Straße. Und unter blauem Himmel schlugen manche Prediger eine Brücke Richtung Alltag.
Prozessionen voller Pracht und Prunk - so feiern Katholiken das Fest Fronleichnam. In vielen Städten gingen sie am Donnerstag auf die Straße. Und unter blauem Himmel schlugen manche Prediger eine Brücke Richtung Alltag.

Bischof Georg Bätzing; Foto: Bistum Limburg

Mit feierlichen Prozessionen und Gottesdiensten unter freiem Himmel haben die Katholiken in Deutschland das Fest Fronleichnam gefeiert. Bei meist sommerlichem Wetter gingen am Donnerstag viele Menschen auf die Straßen ihrer Städte und Gemeinden und bekannten öffentlich ihren Glauben. Vielerorts fanden Freiluftmessen auf zentralen Plätzen statt, etwa dem Marienplatz in München, dem Roncalli-Platz in Köln oder dem Kornmarkt in Limburg.

Dort betonte Bischof Georg Bätzing die Rolle gemeinsamer Mahlzeiten. Sie würden seit einiger Zeit wieder bewusster gestaltet, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz: „Man kommt an einem Tisch zusammen – und es kommt auf den Tisch, was man erlebt hat, was einen freut und bedrückt, wo man Rat oder einfach Zuspruch braucht.“

Weiter erklärte Bätzing, fast alle Religionen hätten Speiserituale entwickelt und sie „nicht selten zum Zentrum gemeinsamer Religionsausübung gemacht“. Bei der Feier des Abendmahls spiele das Warten eine wichtige Rolle, so der Bischof von Limburg. „Erst das Warten macht die Eucharistie zu einer so kostbaren und die christliche Gemeinschaft stärkenden Feier.“

In München war Kardinal Reinhard Marx wegen eines Armbuchs verhindert. Sein Stellvertreter, Generalvikar Christoph Klingan, sagte, Fronleichnam solle nicht einer katholischen Besitzstandswahrung dienen. Vor rund 16.000 Menschen rief er zu einem kirchlichen Aufbruch auf. Aufgabe der Gläubigen sei, sich an die Seite leidender Menschen zu stellen und „aufzustehen gegen Krieg und Gewalt“.

Die katholische Kirche feiert das Fest Fronleichnam am zweiten Donnerstag nach Pfingsten. Der Name leitet sich aus dem Althochdeutschen her und bedeutet so viel wie „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. In den Prozessionen bringen Katholiken das Bekenntnis zum Ausdruck, dass Gott in Brot und Wein mitten unter ihnen ist.

Als sichtbares Zeichen tragen Bischöfe und andere Geistliche ein reich verziertes Schaugefäß (Monstranz) mit einer geweihten Hostie, einem kleinen Stück Brot, durch die Straßen. Fronleichnam ist gesetzlicher Feiertag in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie in einigen Gemeinden in Sachsen und Thüringen.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier wandte sich zu Fronleichnam gegen Ausgrenzungen bei der Kommunion. „In den Diskussionen um Diversität und sexuelle Orientierung greifen wir zu kurz, wenn wir im Hinblick auf den Empfang der Kommunion darüber befinden wollen, wer hinzutreten darf und wer nicht“, sagte Meier im Augsburger Dom. „Verweigern wir keinem die Kommunion, der darum bittet.“ Und: „Schwingen wir uns nicht zum Richter über andere auf.“

Der Passauer Bischof Stefan Oster mahnte zu Demut und Selbstkritik. Oster sagte laut seiner Internetseite: „Wir alle sind jeden Tag neu in die Herausforderung gestellt: Lassen wir in den Entscheidungen unseres täglichen Lebens die ichhafte Gier dominieren, die sich selbst absichern will? Oder sind wir Menschen des Respekts, der Demut vor dem anderen, vor der Welt und vor Gott?“

Von Thomas Winkel (KNA)