Erzbischof Gänswein verlässt den Vatikan

Nach mehr als einem Vierteljahrhundert hat Erzbischof Georg Gänswein keine Aufgabe mehr im Vatikan.
Nach mehr als einem Vierteljahrhundert hat Erzbischof Georg Gänswein keine Aufgabe mehr im Vatikan. Sein Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses habe der 66-Jährige am 28. Februar 2023 beendet

Georg Gänswein –Foto: © Marco Iacobucci | Dreamstime.com

Nach mehr als einem Vierteljahrhundert hat Erzbischof Georg Gänswein keine Aufgabe mehr im Vatikan. Sein Amt als Präfekt des Päpstlichen Hauses habe der 66-Jährige am 28. Februar 2023 beendet, hieß es in einer Mitteilung des Vatikans am Donnerstag. Der Papst habe Gänswein angewiesen, ab dem 1. Juli vorläufig in sein Heimatbistum zurückzukehren. Da der Ex-Papstsekretär weiterhin Priester der Erzdiözese Freiburg ist, bleibt diese für seine Versorgung zuständig. Der 66-Jährige hatte sich zuletzt um den Nachlass von Benedikt XVI. gekümmert, der an Silvester 2022 gestorben war. Seit 2003 war Gänswein als Privatsekretär an der Seite von Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst.

Gänswein  stammt aus Riedern im Schwarzwald. Er studierte Theologie in Freiburg und Rom und wurde 1984 zum Priester geweiht. Nach seinen Kaplansjahren schickte ihn der damalige Freiburger Erzbischof Oskar Saier für eine Doktorarbeit in Kirchenrecht nach München, die Gänswein 1993 mit der Bestnote abschloss. Anschließend wurde er Saiers Privatsekretär. Weil ein Jahr später der Nuntius in Deutschland drängte, das bedeutende Erzbistum Freiburg habe noch nie einen Priester an die Römische Kurie geschickt, wurde Gänswein nach Rom entsandt, blieb aber Priester des Erzbistums Freiburg.

Als Mitarbeiter der Gottesdienstkongregation war „Don Giorgio“ 1995 etwa für Laisierungsanträge von Priestern zuständig, die heiraten wollten. Nach gut einem Jahr holte ihn Kardinal Ratzinger in die vatikanische Glaubensbehörde und machte ihn 2003 zu seinem Privatsekretär. Mit der Wahl Ratzingers zum Papst im April 2005 wechselte Gänswein, der zeitweise in der Boulevardpresse wegen seines Aussehens als „George Clooney des Vatikans“ galt, in den Apostolischen Palast. Im Dezember 2012, kurz vor seinem Rücktritt, ernannte Benedikt XVI. ihn zum Präfekten des Päpstlichen Hauses. Als solcher war Gänswein für die offiziellen Termine des Papstes verantwortlich.

Zunächst bekleidete er diesen Posten auch unter Papst Franziskus; nach internem Streit um eine Buchveröffentlichung Anfang 2020 beurlaubte Franziskus den Deutschen, damit er sich ganz um Benedikt kümmern könne. Mit dessen Tod rückte Gänswein wieder verstärkt in die Öffentlichkeit, gab Interviews und veröffentlichte das Buch „Nichts als die Wahrheit“. Letzteres sorgte für Schlagzeilen, weil es Details über inhaltliche Konflikte zwischen Franziskus und Benedikt enthält.

kna