Razzia in Erzbistum Köln

Im Erzbistum Köln durchsuchen Staatsanwaltschaft und Polizei laut WDR verschiedene Objekte. Das meldet der Sender am Dienstagmorgen.
Im Erzbistum Köln durchsuchen Staatsanwaltschaft und Polizei laut WDR verschiedene Objekte. Das meldet der Sender am Dienstagmorgen.

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. –Foto: Synodaler Weg/Maximilian von Lachner

Köln. Im Erzbistum Köln durchsuchen Staatsanwaltschaft und Polizei laut WDR verschiedene Objekte. Das meldet der Sender am Dienstagmorgen. Hintergrund der Razzia sind demnach Meineid-Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki.

Laut WDR suche die Staatsanwaltschaft „Originale von belastenden Dokumenten“. Diese legten den Verdacht nahe, dass Woelki vor Gericht unter Eid gelogen habe. Durchsucht würden derzeit  unter anderem Räume in der erzbischöflichen Residenz, dem Generalvikariat und dem Kurienhaus. Die Archive des Erzbistums sind weit verzweigt. Hintergrund der Razzia ist der Verdacht, dass Woelki bei einer Aussage unter Eid vor Gericht gelogen haben könnte.

Erzbistum Köln wendet sich nach Razzia gegen Vorverurteilungen

Das Erzbistum Köln wendete sich nach der Razzia in seinen Geschäftsräumen gegen Vorverurteilungen. Erfahrungsgemäß werde es eine geraume Zeit in Anspruch nehmen, bis das Ergebnis der Durchsuchungen vorliege, erklärte die Erzdiözese am Dienstag. „Bis dahin bitten wir die Öffentlichkeit, eine ergebnisoffene Untersuchung nicht zum Anlass zu nehmen, Vorverurteilungen auszusprechen.“

Hintergrund der Razzia sind Meineid-Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Am Morgen hatten Staatsanwaltschaft und Polizei vier Orte in Köln und je einen in Kassel und Lohfelden (Hessen) durchsucht, darunter die Geschäftsräume des EDV-Dienstleisters, der den E-Mail-Verkehr im Erzbistum Köln verwaltet.

Belastendes Schreiben im Fokus

In der Sache geht es darum, ab wann Woelki Kenntnisse von Dokumenten hatte, die einen von ihm beförderten Priester belasten. Dieser hatte 2001 einen sexuellen Kontakt zu einem 16-jährigen Prostituierten gehabt. In späteren Jahren gab es Vorwürfe, es habe weiteres übergriffiges Verhalten gegeben. In dem presserechtlichen Verfahren sagte der Erzbischof unter Eid aus, dass er zum Zeitpunkt der Beförderung des Geistlichen im Jahr 2017 entsprechende Schriftstücke dazu nicht gekannt habe. In Bezug auf eines der Dokumente, das konkrete Vorwürfe eines Mannes enthält, erklärte der Kardinal vor Gericht darüber hinaus, dass ihm davon sogar „bis heute“ niemand etwas berichtet habe.

Verschiedene Medien berichteten jedoch über einen Brief Woelkis vom November 2018 an die Glaubenskongregation in Rom, in dem über sämtliche Vorwürfe und Verdachtsmomente gegen den beförderten Priester berichtet werde. Dazu erklärte das Erzbistum Köln, dass das Schreiben Woelkis nach Rom zwar auf ein Gesprächsprotokoll Bezug nehme, aber ohne Details zu übernehmen. Von daher gebe es keinen Widerspruch zu seinen Aussagen vor Gericht. Auf Bitten des Erzbischofs habe die zuständige Fachstelle das Schreiben inhaltlich in eigener Verantwortung erstellt. „Herr Kardinal Woelki hat das Schreiben zwar abgezeichnet. Er kann sich aber nicht erinnern, das Schreiben gelesen zu haben“, so das Erzbistum.

Erzbistum: Woelki habe Schreiben nicht geselen

Laut Erzbistum hat der Erzbischof das Schreiben selbst nicht gelesen und sich hinsichtlich der Ausarbeitung auf die fachkundige Arbeit der zuständigen Stelle verlassen. Für Woelki sei es zudem heute nicht mehr nachvollziehbar, ob ihm zur Unterzeichnung des Schreibens auch die dazugehörigen 59 Anhänge vorgelegt worden seien. „Selbst wenn, so hat der Erzbischof diese nicht gelesen, da er grundsätzlich davon ausgeht und auch ausgehen kann, dass die die Akten führende Stelle die Sachverhalte korrekt nach Aktenlage darstellt“, führte die Erzdiözese aus: „Eine erneute inhaltliche Überprüfung erfolgt durch ihn nicht mehr.“

kna/AP