Angesichts der staatsanwaltlichen Durchsuchungsaktion im Erzbistum Köln hat der in Münster lehrende Kirchenrechtler Thomas Schüller vorgeschlagen, einen Apostolischen Administrator einzusetzen.
Angesichts der staatsanwaltlichen Durchsuchungsaktion im Erzbistum Köln hat der in Münster lehrende Kirchenrechtler Thomas Schüller vorgeschlagen, für die Diözese einen Apostoischen Administrator einzusetzen. Wenn Papst Franziskus jetzt das ihm vorliegende Rücktrittsgesuch von Rainer Maria Kardinal Woelki annähme, „könnte dies als Vorverurteilung gedeutet werden“, sagte Schüller der Kölnischen Rundschau.
Dennoch stelle sich die Frage, ob Woelki angesichts der von ihm angestrengten Prozesse und der Ermittlungen „überhaupt noch seinen Dienstgeschäften als Erzbischof von Köln nachkommen kann“. Das sei sicher zu verneinen. Schöller: „Diese Frage ist sicher zu verneinen. Von daher sollte er zumindest den Papst bitten, ihn in der Ausübung seiner Amtspflichten ruhen zu lassen, bis eine gerichtliche Klärung zu einem Ergebnis gekommen ist.“ Einen Administrator könne der Papst auch bei besetztem Bischofsstuhl einsetzen.
Zu Woelkis Darstellung, er könne sich nicht daran erinnern, ob er ein von ihm abgezeichnetes Schreiben an den Vatikan zu Vorwürfen gegen einen Pfarrer auch gelesen habe, meinte Schüller, nach den kirchenrechtlichen „Normae“ müsse sich ein Bischof mit so einem Fall inhaltlich befassen. Er beglaubige mit seiner Unterschrift: „ich stehe dahinter“. Schüller: „Kardinal Woelki hätte es tun müssen – ob er es getan hat, weiß ich nicht.“
Im Erzbistum Köln hat es schon einmal einen Apostolischen Adminstrator bei besetztem Bischofsitz gegeben: Weihbischof Rolf Steinhäuser führte die Amtsgeschäfte während Woelkis Auszeit 2021/2022. Hintergrund der Razzia sind Ermittlungen gegen Woelki wegen des Vorwurfs des Meineids und möglicher falscher eidesstattlicher Versicherungen. Mit den vor dem Kölner Landgericht beeideten Aussagen und den eidesstattlichen Versicherungen wehrt sich der Erzbischof gegen Berichte der „Bild“-Zeitung zu seinem Umgang mit zwei des Missbrauchs beschuldigter Priester.
Hintergrund der Razzia sind Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wegen des Vorwurfs des Meineids und möglicher falscher eidesstattlicher Versicherungen. Vor dem Erzbischöflichen Haus fuhr die Polizei am Dienstagmorgen mit drei Lieferwagen vor; Woelki öffnete persönlich die Tür. Rund 25 Journalisten versammelten sich wenig später vor dem Gebäude.
Durchsucht wurde laut Staatsanwaltschaft seit 8 Uhr an sechs Orten: vier davon in Köln und je einer in Kassel und Lohfelden (Nordhessen). So wurden außer dem Erzbischöflichen Haus auch die Räume des Generalvikariats und des Kirchengerichts (Offizialat) untersucht. „Die Maßnahmen verliefen ohne Zwischenfälle und trafen an den jeweiligen Durchsuchungsorten weitgehend auf Kooperation“, teilte die Behörde mit. Rund 30 Polizistinnen und Polizisten sowie 4 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte seien beteiligt gewesen.
Das Erzbistum Köln wandte sich in einer Presseerklärung gegen Vorverurteilungen. Erfahrungsgemäß werde es eine geraume Zeit in Anspruch nehmen, bis das Ergebnis der Durchsuchungen vorliege: „Bis dahin bitten wir die Öffentlichkeit, eine ergebnisoffene Untersuchung nicht zum Anlass zu nehmen, Vorverurteilungen auszusprechen.“
Auch Willuhn verwies auf die Unschuldsvermutung und die Ergebnisoffenheit der Durchsuchung. Die Maßnahmen richteten sich auf die Festellung belastender wie auch entlastender Umstände: „Wir wissen nicht wirklich, wo die Reise hingeht.“ Auch wenn das Verfahren gegen Woelki schon länger dauere, stehe die Staatsanwaltschaft noch am Anfang der Ermittlungen. Über die Größenordnung des sichergestellten Materials und des Datenvolumens könne er derzeit genauso wenig sagen wie über die Dauer der anstehenden Auswertung.