Die Tübinger Theologin Johanna Rahner fordert mehr Macht und Entscheidungskompetenzen für Nicht-Kleriker in der katholischen Kirche.
Freiburg – Die Tübinger Theologin Johanna Rahner fordert mehr Macht und Entscheidungskompetenzen für Nicht-Kleriker in der katholischen Kirche. Laien hätten aufgrund ihrer aus Taufe und Firmung abgeleiteten Würde und Berufung Anteil an einem „allgemeinen Priestertum“ und somit an der Leitungsvollmacht der katholischen Kirche. Diese werde ihnen aber zu oft vorenthalten, sagte sie am Wochenende bei einer Tagung der Katholischen Akademie Freiburg. Um die notwendige Machtübergabe rechtssicher zu machen, brauche es letztlich ein anderes Kirchenrecht. „Die katholische Kirche muss demokratischer werden“, so Rahner.
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger verwies in einem Podiumsgespräch auf die aktuelle Neuorganisation von Pfarreien im Erzbistum Freiburg. Zwar bleibe kirchenrechtlich die Leitung der neuen Großpfarreien bei einem Pfarrer. „Vor Ort entstehen aber viele Spielräume, die die Katholikinnen und Katholiken im Sinne der Subsidiarität nutzen können.“
Der Freiburger Kirchenrechtler Georg Bier beschrieb die geltende Rechtslage, wonach die Pfarreileitung allein beim Pfarrer liege. „Um hier wirklich etwas zu ändern, müssten die Ortsbischöfe in Konflikt mit dem Vatikan und der Hierarchie gehen, aber die meisten Bischöfe wagen das nicht. Gehorsamkeit gehört zu ihrer DNA“, sagte Bier.
Zu den Ergebnissen und Forderungen des bundesweiten Reformprojekts Synodaler Weg sagte der Kirchenrechtler, die Verantwortlichen hätten über Jahre „geflissentlich ignoriert“, dass alle Beschlüsse nur kirchenrechtlich unverbindliche Vorschläge seien. „Die Ortsbischöfe sind völlig frei, diese umzusetzen – oder auch nicht.“
Zugleich analysierte Bier, dass er keinerlei Bewegung zu einem entsprechenden Wandel des Kirchenrechts sehe. „Es gibt aktuell keine Hinweise darauf, dass der Vatikan die Rechte von Laien stärken wollte.“
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte, die bundesweit in der katholischen Kirche entstehenden XXL-Pfarreien seien viel zu groß, als dass sie von einem Priester alleine geleitet werden könnten. Macht und Entscheidungsbefugnisse müssten auf mehrere Schultern verteilt werden.