Frauen in der Politik haben nach Ansicht von Buchautorin Heike Specht auch heute noch mit Vorurteilen zu kämpfen.
Bonn – Frauen in der Politik haben nach Ansicht von Buchautorin Heike Specht auch heute noch mit Vorurteilen zu kämpfen. Zwar gebe es eine neue Generation von Politikerinnen, die ganz dezidiert Themen auf die Agenda setzen, die Männer jahrzehntelang nicht auf dem Schirm gehabt hätten, sagte Specht am Dienstag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur. Aber auch 2023 ließen sich viele Männer nur ungern von Frauen die Welt erklären. „Da sind unsere Seh- und Hörgewohnheiten immer noch so, dass wir einen Mann, der Mitte 50 oder Anfang 60 ist und Anzug trägt, per se mehr Kompetenz zuschreiben als einer jüngeren Frau.“
Natürlich lebe eine Annalena Baerbock heute ihre Politikerinnen-Rolle ganz anders, betonte Specht. „Sie kleidet sich betont weiblich, spricht offen über ihre Familie.“ Aber auch heute erlebten Politikerinnen noch üble Anfeindungen wie schon die katholische Sozialpolitikerin Helene Wessel (1898-1969), eine der „Mütter des Grundgesetzes“. Specht: „Selbst Komplimente waren damals ja oft vergiftet. Carlo Schmid hat über sie gesagt, sie wäre der einzige Mann im Bundestag. Der Mann galt als Goldstandard. Wenn Frauen mitspielen wollten, mussten sie das Spiel der Männer spielen.“
Heike Specht ist Autorin des Buchs „Die Ersten ihrer Art. Frauen verändern die Welt“, in dem sie beschreibt, wie Frauen in den vergangenen 100 Jahren in politische Männerdomänen einbrachen. Dabei stellt sie auch Helene Wessel vor.
kna
- Heike Specht, Die Ersten ihrer Art. Frauen verändern die Welt, Piper Verlag, München 2022, 384 Seiten, 24 Euro.