Die psychischen Belastungen von Kindern und Jugendlichen durch die Corona-Pandemie könnten Schätzungen zufolge Kosten von bis zu 5,6 Milliarden Euro pro Jahr verursachen.
Berlin – Die psychischen Belastungen von Kindern und Jugendlichen durch die Corona-Pandemie könnten Schätzungen zufolge Kosten von bis zu 5,6 Milliarden Euro pro Jahr verursachen. Sieben von zehn Kindern und Jugendlichen in Deutschland seien auch im dritten Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie von den Folgen psychisch gestresst, sagte Bundesjugendministerin Lisa Paus (Grüne) am Donnerstag in Berlin. Sie äußerte sich anlässlich der Vorstellung einer „Studie zu ökonomischen Folgekosten pandemiebedingter psychischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen“ des Forschungskonsortiums der Universitäten Ulm und Hamburg.
Stärkung der Früherkennung gefordert
Je nach Szenario könnten die Kosten zwischen 2,8 und 5,6 Milliarden Euro pro Jahr betragen, hieß es. Die Zahlen seien nur Näherungen und nicht als exakte Beträge zu verstehen. So werde sich erst in den kommenden Jahren zeigen, ob und wie sich psychische Krankheitsbilder wie Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen auch im Erwachsenenalter auswirkten. Zu den Gesundheitskosten kämen auch Kosten durch Arbeitsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit aufgrund der Erkrankungen.
Die Wissenschaftler aus Ulm und Hamburg forderten eine Stärkung der Früherkennung durch entsprechende Untersuchungen. Aber auch ein Ausbau der Intervention bei erkannten psychischen Erkrankungen sei erforderlich, um diese nicht chronisch werden zu lassen. Sonst würden neue Kosten verursacht.
App-Angebot für Jugendliche in Not
„Mehr junge Menschen als vor der Pandemie leiden an Depressionen, Angststörungen und Essstörungen“, sagte Paus. Schulschließungen und Kontaktbeschränkungen hätten tiefe Spuren hinterlassen. Bei etlichen sei die Mediennutzung „regelrecht aus dem Ruder gelaufen“. Paus kündigte an, dass nach den Sommerferien an 100 Schulen in Deutschland „Mental Health Coaches“ als Gesundheitsbegleiter für mehrere zehntausend Schülerinnen und Schüler da sein werden. Sie sollen Ministeriums-Initiativen wie eine „Strategie gegen Einsamkeit“ und ein „Bündnis für die junge Generation“ konkret machen.
Paus startete am Donnerstag auch eine neue App „Junoma“. Mit dem Online-Angebot „JugendNotmail“ (www.jugendnotmail.de) können Kinder und Jugendliche sich rund um die Uhr in Krisen kostenlos und vertraulich beraten lassen. Die neue App soll das bereits seit Mai 2020 vom Bundesjugendministerium geförderte Online-Angebot nun auch mobil für Betroffene leicht erreichbar machen.