In der Debatte über Gefahren Künstlicher Intelligenz (KI) unterstreicht der KI-Forscher Oren Etzioni die Rolle des Menschen.
Hamburg – In der Debatte über Gefahren Künstlicher Intelligenz (KI) unterstreicht der KI-Forscher Oren Etzioni die Rolle des Menschen. „Künstliche Intelligenz ist keine Kreatur wie der Golem oder Frankensteins Monster, sondern nur ein Werkzeug, wenn auch ein sehr mächtiges. Ich habe keine Angst vor dem Werkzeug an sich, sondern davor, wie Menschen es einsetzen“, sagte Etzioni in einem „Spiegel“-Interview (Samstag). Er nannte als Beispiele böswillige Akteure und „Schurkenstaaten“.
Eine KI, die sich in einem Rechenzentrum gegen die Menschheit verschwöre und Amok laufe, halte er für Science-Fiction, betonte der Experte. „Technologie ist sicher nicht neutral, aber am Ende treffen Menschen die Entscheidungen. Und die mächtigen Menschen, die diese Werkzeuge bedienen, sind keine Politiker, sondern Tech-Unternehmer.“ Wie viel Autonomie zum Beispiel Sprachmodelle bekommen, sei eine politische Frage, keine technologische. „Darüber entscheiden Menschen.“
Aus Etzionis Sicht braucht es eine zielgenaue Regulierung: „Soll ein einzelnes KI-Gesetz alle Modelle von Chatbots bis zur Steuerung unserer Atomwaffen abdecken? Wir sollten lieber unsere bisherigen Gesetze zu Urheberrecht, zu Medikamentenforschung und all den anderen Bereichen an diese neue Wirklichkeit anpassen.“ Regulierung sei aber nur ein Teil der Lösung. So könne man etwa eine Art „Wasserzeichen“ vorschreiben, das jeder von KI produzierte Inhalt enthalten müsse.
Wichtig sei Bildung. „Wir müssen lernen, mit dieser Technologie umzugehen. Enkeltrick-Betrüger können heute wie der echte Enkel klingen.“ Menschen müssten sich bei jedem Anruf fragen, ob der echt sei, erklärte der Fachmann.
Sein Vater war der US-Soziologe Amitai Etzioni. In dem Interview mit seinem Sohn äußerte sich der in Köln geborene Wissenschaftler kurz vor seinem Tod im Alter von 94 Jahren skeptisch: „KI wird die Wahrheit zerstören. Man kann seinen eigenen Augen und Ohren nicht mehr trauen. Das ist eine Herausforderung für die Demokratie und unsere Gemeinschaft.“
Es müsse versucht werden, den Modellen Ethik beizubringen, sagte der Soziologe. „Nicht das, was ein Philosoph so bezeichnet, sondern die Werte, nach denen verschiedene religiöse oder soziale Gruppen tatsächlich leben. Verschiedene Modelle können deren unterschiedlichen Konsens über Werte reflektieren.“ Allerdings sei es so, dass KI nicht nur Gefahren, sondern auch Fortschritt für die Gesellschaft bringen könne.