Neuropsychologin: Lügner kann man an den Gesten erkennen

Was lässt sich an Bewegungen ablesen? Zum Beispiel, ob jemand lügt: „Wenn Leute lügen, sind sie konzentrierter, kontrollierter und strukturierter und nutzen präzisere und wiederholt Gesten“.
Neuropsychologin: Lügner kann man an den Gesten erkennen

Symbolbild von Roland Schwerdhöfer auf Pixabay

Was lässt sich an Bewegungen ablesen? Zum Beispiel, ob jemand lügt: „Wenn Leute lügen, sind sie konzentrierter, kontrollierter und strukturierter und nutzen präzisere und wiederholt Gesten“, erklärte Neuropsychologin Hedda Lausberg im aktuellen Podcast der Kölner Sporthochschule. Laut Forschung gibt es dabei zwar nicht den einen Indikator, der über alle Menschen hinweg zuverlässig Lügen detektiert.

Lügen erkenne man aber immer daran, dass es eine Abweichung von der „Baseline“ – der individuellen Kommunikationsart – gebe und sich das nonverbale Verhalten verändere, so die Medizinerin. Das habe man etwa bei der Analyse von Interviews mit Radrennfahrer Lance Armstrong zum eigenen Dopingverhalten zuverlässig zeigen können. „Wer weiß, dass er gleich lügen wird, ist in Alert-Haltung“, so Lausberg. Diese Wachsamkeit lasse sich auch an den Gesten ablesen.

Weiter wies sie daraufhin, dass die Hauptaufmerksamkeit bei jedem Gespräch auf der verbalen Kommunikation liege, dass aber immer auch die begleitenden Gesten von den Gesprächspartnern unbewusst registriert würden. Wenn man also einer Person eine Aussage im Nachhinein nicht glaube, könne das daran liegen, dass sie nonverbal etwas anderes vermittelt habe, so Lausberg.

Die Wissenschaftlerin analysiert auch nonverbales Bewegungsverhalten, um zu erkennen, ob jemand an einer Krankheit – etwa einer Essstörung oder Depression – leidet. Dazu hat sie verschiedene Tools entwickelt.

„Emotionale Zustände sind mit bestimmtem körperlichen Ausdruck verbunden. Wenn ich traurig bin, bin ich eher eingesackt, wenn ich ängstlich bin, bin ich eher unruhig und führe Knibbelbewegungen zur Selbstregulation durch, oder wenn ich eine Essstörung habe, neige ich dazu, meinen Körper besonders stark zu kontrollieren, weil ich ihn als bedrohlich empfinde mit seinen ganzen Impulsen“, so Lausberg.

Entsprechend sei es auch umgekehrt möglich, über Bewegungen Einfluss auf die Psyche zu nehmen – zum Beispiel über Tanztherapie, sagte die Professorin, die am Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation der Sporthochschule forscht.

Dafür sei zunächst eine genaue Bewegungsanalyse nötig. „Ich finde es wichtig, nicht nur die symbolische Ausdruckmöglichkeit von Tanz zu nutzen, sondern über die Veränderung der Bewegung Änderungen der psychischen Zustände zu bewirken“, so Lausberg. Dies sei neurologisch nachweisbar.

kna