Vertreter von Justiz und Politik haben im Justizausschuss des saarländischen Landtags am Freitag Hintergründe zur Vernichtung von Unterlagen aus dem Besitz des Priesters Edmund Dillinger erläutert.
Saarbrücken – Vertreter von Justiz und Politik haben im Justizausschuss des saarländischen Landtags am Freitag Hintergründe zur Vernichtung von Unterlagen aus dem Besitz des Priesters Edmund Dillinger erläutert. Der 2022 gestorbene Priester steht im Verdacht, jahrzehntelang Jugendliche und junge Erwachsene nackt fotografiert und missbraucht zu haben.
Verbraucherschutzministerin Petra Berg (SPD) nannte die Vernichtung voreilig und falsch. Sie sprach von einem schweren Schlag für die Opfer und für diejenigen, die sich mit großem Engagement für die Aufarbeitung von Missbrauchstaten eingesetzt haben.
Nicht mehr zu berichtigende Fehler
Generalstaatsanwalt Manfred Kost sagte, es seien nicht mehr zu berichtigende Fehler passiert. Die Unterlagen hätten, auch wenn sie strafrechtlich nicht von Interesse sind, eine „angemessene Zeit“ aufbewahrt und auch Opferinteressen berücksichtigt werden müssen. Kost führte chronologisch die Schritte der Justiz in dem Verfahren aus: von der Hausdurchsuchung Dillingers Ende April über Telefonate mit dem Neffen bis zur Vernichtung der Unterlagen am 5. Juli. Zur Aussage des Neffen, er habe auf die Rückgabe aller strafrechtlich nicht relevanter Dinge aus dem Besitz seines Onkels bestanden, sagte Kost: „Dies entspricht nicht der uns bekannten Aktenlage.“
Die Staatsanwaltschaft hat laut Kost Konsequenzen gezogen und angeordnet, künftig anders mit auszuwertenden Unterlagen und Materialien umzugehen. Fortbildungen sollen Staatsanwälte zudem für den Umgang mit Opfern sensibilisieren. Gegen den Staatsanwalt, der die Vernichtung der Dillinger-Unterlagen anordnete, laufe auf dessen eigenen Wunsch ein Disziplinarverfahren. Er bearbeite zudem keine Missbrauchs- und Jugendschutzthemen mehr.
Bearbeitung hat Sorgfalt vermissen lassen
Der Leiter des Referates für Kriminalitätsbekämpfung und Opferschutz im Innenministerium, Stefan Noll, sagte, die Bearbeitung des Falls habe Sorgfalt vermissen lassen. Absprachen seien beispielsweise nicht korrekt und schriftlich festgehalten worden.
Frank Mink vom Landespolizeipräsidium zitierte aus einem Gespräch mit dem Neffen vom 25. Juli zu den Unterlagen. Der Neffe habe die Korrespondenz seines Onkels mit dem Bistum Trier sowie eine Ledermappe zurückhaben wollen. Fotografien und Dias wolle er „auf keinen Fall sehen, geschweige denn haben“, zitierte Mink. Erst am 7. Juli, als der Neffe die Dokumente bei der Polizei abholte, habe er etwa auch die Terminkalender des Onkels haben wollen.