Soziologe: Koranverbrennung zeigt Wertekonflikt

Koranverbrennungen zeigen für den Freiburger Religionssoziologen Michael Ebertz ein Dilemma.
Soziologe: Koranverbrennung zeigt Wertekonflikt

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Koranverbrennungen zeigen für den Freiburger Religionssoziologen Michael Ebertz ein Dilemma. Sie offenbarten einen Konflikt zwischen Religions- und Meinungsfreiheit, sagte er dem kirchlichen Kölner Internetportal domradio.de mit Blick auf die Vorfälle in Schweden.

„In Schweden, einem der säkularisiertesten Länder Europas, rangiert in der Bevölkerung die Religionsfreiheit eher unter der Meinungsfreiheit oder sie ist Teil der Meinungsfreiheit“, so der emeritierte Professor. „Religion ist dort – anders als im Irak – privates Meinen.“ Zudem sei das Verbrennen von Büchern in dem skandinavischen Land nicht so negativ konnotiert wie in Deutschland, wo es oft in Verbindung mit den Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten gebracht werde.

In Schweden war es in jüngster Zeit mehrfach zu Koranverbrennungen gekommen. Die Ankündigung einer weiteren solchen Aktion am Donnerstag hatte für eine Welle der Empörung in islamischen Staaten gesorgt. In der irakischen Hauptstadt Bagdad hatten Randalierer die schwedische Botschaft gestürmt.

Ebertz erklärte: „Die meisten Christen in Europa sind gewissermaßen durch das Feuer der Aufklärung gegangen und haben sozusagen gelernt, mehrere Perspektiven gleichzeitig einzunehmen: die religionskritische Perspektive wie auch die bekenntnisförmige.“ Diese Erfahrung des religiösen Neben-, Mit- und Durcheinanders sei in vielen anderen Kulturen jedoch überhaupt noch nicht selbstverständlich. „Deshalb reagieren Menschen in solchen anderen Kulturen erheblich empfindlicher auf die fremden Angriffe, auf das, was ihnen selbst heilig ist.“