Der Abstand in der durchschnittlichen Lebenserwartung von Männern und Frauen in Europa hat sich in den vergangenen 40 Jahren deutlich verringert.
Wiesbaden – Der Abstand in der durchschnittlichen Lebenserwartung von Männern und Frauen in Europa hat sich in den vergangenen 40 Jahren deutlich verringert – vor allem in bestimmten Regionen. Forscher am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden haben in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie erstmals detaillierte Todesursachen-Daten für 228 Regionen in sieben europäischen Ländern untersucht. Mitte der 1990er Jahre lagen demnach Männer bei der Lebenserwartung durchschnittlich rund 7 Jahre hinter Frauen zurück. Der Wert habe sich nun auf etwa 5,5 Jahre reduziert.
Es zeigten sich aber erhebliche Unterschiede für bestimmte Regionen: In Süddeutschland, Dänemark und der Schweiz seien die Differenzen mit teilweise weniger als vier Jahren besonders gering, so die Wissenschaftler. Spitzenreiter mit nur 3,3 Jahren Abstand sei die Region Nordwestschweiz mit Basel und Umland, dicht gefolgt von der Region München und Umland mit 3,5 Jahren. In Teilen von Ostdeutschland, Tschechien, der Slowakei und Frankreich seien die Unterschiede zwischen Männern und Frauen mit sechs und mehr Jahren dagegen größer.
In Deutschland betrug die durchschnittliche Lebenserwartung für 2022 Geborene nach Angaben des Statistischen Bundesamtes für Frauen 82,9 Jahre und für Männer 78,2 Jahre.
Laut der BiB-Studie ist der Rückstand der Männer bei der durchschnittlichen Lebenserwartung in vielen Großstädten geringer als auf dem Land. „Florierende Großstädte ziehen durch ihre guten Jobmöglichkeiten eher gesunde und qualifizierte Bevölkerungsgruppen an, während strukturschwache Regionen weniger attraktiv für diese Menschen sind“, erläuterte Mortalitätsforscher Markus Sauerberg.
Der Aufholprozess der Männer bei der Lebenserwartung in den vergangenen Jahrzehnten habe mehrere Gründe: „Der zunehmende Einsatz von Herzschrittmachern half gerade bei ihnen, die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren“, so Sauerberg. „Außerdem ebbt bei Männern die durch das Rauchen bedingte Sterblichkeit bereits ab, während sie bei Frauen weiter ansteigt.“ Nur ein kleiner Teil des Abstands bei der Lebenserwartung könne auf biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern zurückgeführt werden. Der größere Teil sei vom Lebensstil sowie von der Vorbeugung und Früherkennung von Krankheiten abhängig.