Oberrabbiner: Attacken auf Christen in Israel „klarer Trend“

Angriffe auf Christinnen und Christen in Israel sind nach Worten des Präsidenten der Konferenz Europäischer Rabbiner keine Einzelfälle.
Oberrabbiner: Attacken auf Christen in Israel „klarer Trend“

(Symbolfoto: Tom Tihanyi/Pixabay)

Angriffe auf Christinnen und Christen in Israel sind nach Worten des Präsidenten der Konferenz Europäischer Rabbiner keine Einzelfälle. „Ich sehe da einen klaren Trend, weil die Rhetorik in Israel ganz generell eine schärfere geworden ist“, sagte Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt der „Jüdischen Allgemeinen“ (Donnerstag). Derzeit werde gegenüber Andersdenkenden und Minderheiten überhaupt sehr wenig Respekt gezeigt. Israel stecke in einer politischen Krise, die Gesellschaft sei gespalten. „Was wir an Anfeindungen gegenüber den Vertretern anderer Religionen erleben, ist ein Spiegelbild dieser Spannung.“

Was die Übergriffe wie Spuckattacken und Beleidigungen angeht, handelt es sich aus Sicht des Oberrabbiners um ein „Jugendphänomen“: Fast immer fielen damit männliche Heranwachsende auf. Meistens seien es junge Strengreligiöse, und vor allem geschehe das in der Altstadt von Jerusalem. „Aber in letzter Zeit sind auch viele mit einem nationalreligiösen Hintergrund auffällig geworden.“

Das jüdische Religionsgesetz, die Halacha, sage, dass man nicht nur Vertreterinnen und Vertretern anderer Religionen mit Respekt und Achtung begegnen solle. „Aber manchen fällt das ja bereits schwer im Umgang mit Juden, die einer anderen Strömung angehören“, betonte der Oberrabbiner. Das zeigten regelmäßige Streitigkeiten an der Kotel, der Klagemauer in Jerusalem, darüber, wer wann wo beten dürfe. „Die Gewalt beginnt leider nicht selten innerhalb des Judentums, in unserem Umgang miteinander.“

In den vergangenen Wochen und Monaten war es verstärkt zu antichristlichen Übergriffen in Israel gekommen – etwa durch Spucken auf Christinnen und Christen sowie die Schändung von Gräbern und Kirchen.

Der israelische Präsident Isaac Herzog besuchte am Mittwoch das Kloster Stella Maris in Haifa, das mehrmals angegriffen worden war. Die christlichen Konfessionen im Heiligen Land seien „unsere Brüder und Schwestern, christliche Bürger, die sich an ihren Gebetsstätten, auf ihren Friedhöfen, auf der Straße angegriffen fühlen“, sagte er. Das sei extrem und in keiner Form hinnehmbar. Herzog betonte, er komme im Namen des gesamten Staates und des Volkes Israel, um „unser Engagement für den umfassenden Schutz der Religionsfreiheit im Staat Israel zu bekräftigen“.

kna