Bischof Overbeck: Demokratie steht massiv unter Druck

Den katholischen Essener Bischof Franz-Josef Overbeck besorgt das Erstarken der AfD.
Bischof Overbeck: Demokratie steht massiv unter Druck

Bischof Overbeck (Foto: Alexandra Roth | Bistum Essen)

Den katholischen Essener Bischof Franz-Josef Overbeck besorgt das Erstarken der AfD. „Unsere Demokratie steht in diesen Zeiten massiv unter Druck“, sagte er am Mittwoch dem Portal kirche-und-leben.de in Münster. Während die Demokratie von außen durch Autokraten wie Putin bedroht werde, werde sie von innen her durch Rechtsparteien gefährdet. „Denn sie setzen auf das Recht des Stärkeren und die zerstörerische Kraft der Gleichgültigkeit. Unsere Demokratie hingegen lebt von der Stärke des Rechts.“ In aktuellen Umfragen landet die rechtspopulistische AfD bei 21 Prozent und damit auf Platz zwei der Parteien im Bundestag.

Laut Overbeck zeigt sich in den neuen Rechtsparteien eine aggressive und gefährliche Version von Rückwärtsgewandtheit. Sie verfolgten das Ziel eines starken und souveränen Nationalstaats mit einer möglichst homogenen Bevölkerung und klaren Grenzen, die geografisch, ökonomisch, kulturell, religiös und privat Eindeutigkeit versprächen. Diesem politischen Versprechen widerspreche dabei keine Gruppe so offensichtlich wie die der Geflüchteten. „Sie steht stellvertretend für Mehrdeutigkeit statt Eindeutigkeit, für religiöse und kulturelle Vielfalt statt (scheinbare) Einfachheit und Eindeutigkeit, für grenzüberschreitende Mobilität statt Abschottung und für die Herausforderungen einer globalisierten und vom Klimawandel bedrohten Welt“, so der Bischof.

Rechte Parteien wählten nicht den Weg des kritischen und vernunftbasierten Diskurses, sondern nutzten für ihre politischen Ziele vielfach Zerr- und Angstbilder, sagte Overbeck. Vor dieser menschenfeindlichen Strategie könne man alle demokratischen Parteien der Mitte nur eindringlich warnen, sagte der Bischof darauf angesprochen, dass auch in der CDU vermehrt AfD-nahe Positionen geäußert würden.

Laut Overbeck ist es überaus wichtig, dass die Kirche mit anderen für die liberale Demokratie eintritt. „Denn es geht um Rechtsstaatlichkeit, um Freiheit, Gleichheit und Würde aller Menschen als Personen, um soziale Marktwirtschaft und letztlich auch immer wieder um die Meinungs- und Religionsfreiheit aller.“

Mit Sorge betrachte er auch einen Rechtsruck in der katholischen Kirche. „Ich würde hier allerdings nicht den Begriff konservativ nutzen, denn es geht um religiös-reaktionäre Bewegungen.“ Sie seien eher dem rechtsextremen und völkisch orientiertem identitären Umfeld zuzuordnen. „In dieser Dimension sind das recht neue Phänomene, die andere religiöse Deutungen als ‚Häresien‘ abqualifizieren und sich im Besitz der einen absoluten Wahrheit wähnen. In gewisser Weise sind sie in der Tat das religiöse Äquivalent zur neuen politischen Rechten mit nicht selten direkten Verbindungen.“

kna