Mehr Platz für junge Familien – Seniorenorganisation skeptisch

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen zeigt sich skeptisch gegenüber Plänen aus der Ampelkoalition, nach denen Senioren davon profitieren sollen, wenn sie Wohnraum für Familien freimachen.
Mehr Platz für junge Familien - Seniorenorganisation skeptisch

(Symbolfoto: Sabine van Erp/pixabay)

Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso) zeigt sich skeptisch gegenüber Plänen aus der Ampelkoalition, nach denen Senioren davon profitieren sollen, wenn sie Wohnraum für Familien freimachen.

„Die Entscheidung, wo und wie man im Alter wohnen möchte, ist sehr individuell und auch emotional“, sagte eine Sprecherin der Bagso am Mittwoch in Bonn der Katholischen Nachrichten-Agentur. „Diejenigen, die ihr Haus oder ihre Wohnung im Alter gerne gegen eine kleinere, möglichst barrierefreie Wohnung tauschen möchten, stoßen häufig auf die gleichen Schwierigkeiten wie junge Familien: Es fehlt an verfügbaren Wohnungen, vor allem dann, wenn man in seinem bisherigen Wohnumfeld bleiben möchte. Das macht die Sache in der Realität oft schwierig.“

Mietzahlungen von der Steuer absetzen

Zuvor hatte die wohnungspolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Christina-Johanne Schröder, in der Bild-Zeitung erklärt, die Ampelkoalition arbeite an Plänen, Wohnraum für junge Familien zu schaffen. Rentner sollten Anreize dafür erhalten, aus ihren zu groß gewordenen Häusern in kleinere Wohnungen zu ziehen. Im Gegenzug sollten die Senioren ihre Mietzahlungen von der Steuer absetzen können.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) zeigte sich laut Zeitung offen für solche Überlegungen. Es sei „sinnvoll zu schauen, was sich in angespannten Wohnsituationen verbessern kann“, sagte sie: „Ich finde alle Ideen hilfreich, die sich damit auseinandersetzen, dass Wohnraum insbesondere in Ballungsräumen knapp ist.“ Sie sei „gespannt auf die weitere Diskussion“.

SPD-Wohn-Experte Bernhard Daldrup bestätigte laut Bild-Zeitung, dass die Frage von Umzugs-Erleichterungen für Senioren die Politik schon länger beschäftigten. Die Hindernisse seien allerdings „zahlreich“ und hingen vor allem mit dem sozialen Umfeld zusammen und damit, ob in der Nähe Wohnraum verfügbar wäre.

Erleichterungen bei der Erbschaftssteuer

Zuvor hatte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtet, dass die FDP über Erleichterungen bei der Erbschaftsteuer nachdenke, um Alleinstehenden nach dem Tod des Ehepartners einen Auszug aus dem großen Haus zu erleichtern.

Eine am Montag veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln hatte ergeben, dass in Deutschland derzeit rund zwei Millionen altersgerechte Wohnungen fehlen. So gab es im vergangenen Jahr bundesweit gut drei Millionen Haushalte, in denen Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit lebten. Zugleich verzeichneten die Wirtschaftsexperten nur etwa 1,2 Millionen barrierearme Wohnungen, die ohne Stufen auskommen.

Bis 2035 wächst die Zahl der Haushalte, in denen mobilitätseingeschränkte Menschen leben, nach Schätzungen des Instituts auf 3,7 Millionen an. Darauf sei der Wohnungsbau kaum vorbereitet. „Beim altersgerechten Wohnen rollt die nächste Krise auf uns zu und trifft uns fast unvorbereitet“, sagte der Immobilienexperte des Instituts, Philipp Deschermeier.

Von Christoph Arens (KNA)