Aufruf zum Besuch von Kriegsgräbern – Aktion „Ge(h)denken“

Auf die verheerenden Folgen von Kriegen will im September die Aktion „Ge(h)denken“ in Nordrhein-Westfalen aufmerksam machen.
Aufruf zum Besuch von Kriegsgräbern - Aktion „Ge(h)denken“

Kreuzgruppe auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Halbe/Brandenburg –Symbolfoto: Uwe Zucci / Voksbund

Auf die verheerenden Folgen von Kriegen will im September die Aktion „Ge(h)denken“ in Nordrhein-Westfalen aufmerksam machen. Dabei werden Menschen dazu aufgerufen, eine Kriegsgräberstätte in ihrer Nähe aufzusuchen und sich über die App Actionbound näher über einzelne Schicksale zu informieren. Initiator ist der NRW-Landesverband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Weil es immer weniger Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs gebe, würden die „steinernen Zeugen“ immer wichtiger, sagte der Vorsitzende Thomas Kutschaty am Dienstag vor Journalisten in Essen.

Hauptaufgabe des Volksbundes ist die Pflege von Kriegsgräbern im Ausland. Wegen des aktuellen russischen Angriffs auf die Ukraine wolle er aber den Blick auf die kommunal betreuten 2.100 Kriegsgräberstätten mit mehr als 330.000 Toten lenken und so auf die schlimmen Folgen von Kriegen aufmerksam machen, erläuterte Kutschaty, bis März Vorsitzender der nordrhein-westfälischen SPD. Geplant seien auch Veranstaltungen in Kooperation mit anderen Institutionen, darunter Führungen über einige Friedhöfe oder ein Stadtspaziergang „Auf den Spuren von Käthe Kollwitz in Köln“. Die Künstlerin verlor im Ersten Weltkrieg einen Sohn und im Zweiten Weltkrieg ein Enkelkind.

„Auch bei uns in NRW haben die Weltkriege Spuren hinterlassen, die bis heute sichtbar sind“, sagte Kutschaty. „Kriegsgräberstätten sind wichtige Orte der Mahnung.“ Die dort bestatteten Personen seien Opfer einer menschenverachtenden Politik geworden. Schüler ließen sich durch Kriegsgräberstätten emotional mit dem Thema in Berührung bringen. Wenn sie dort bis zum Horizont reichende Gräberfelder mit 30.000 bis 40.000 Kreuzen sähen, entfalte das eine andere Wirkung, als ihnen nur abstrakte Zahlen zu vermitteln. Bei einem Friedhofsbesuch könne Interesse „die Geschichte(n) hinter den Grabsteinen“ wachsen, auf denen mitunter die Namen und Lebensdaten von Gleichaltrigen stehen.

Mehr als die Hälfte der 330.000 in NRW bestatteten Toten beider Weltkriege stammt laut Volksbund aus dem Ausland. Sie waren als Kriegsgefangene oder zivile Zwangsarbeitskräfte nach Deutschland gebracht worden, darunter auch Menschen aus der Ukraine und Russland. Anlass der aktuellen Aktion ist der Antikriegstag am 1. September, der Tag des offenen Denkmals (10.09.), der Tag des Friedhofes (17.09.) sowie der Internationale Tag des Friedens (21.09.).

kna