Tausende Kilometer liegen zwischen Vatikan und Mongolei. Hunderte zwischen den katholischen Kirchen in dem ostasiatischen Land. Keine Distanz gibt es zu den Nachbarn Russland und China. Das nutzt der Papst bei seinem Besuch.
Ulan Bator – Überschaubar ist wahrlich das Interesse am katholischen Kirchenoberhaupt in der Mongolei. Dabei hatte ein Mobilfunkanbieter seine Kunden eigens über die Ankunft von Papst Franziskus informiert. Kurz nach der Landung in Ulan Bator am Freitagmorgen verschickte das Unternehmen eine SMS mit dem Hinweis, der römische Papst besuche zum ersten Mal in der Geschichte die Mongolei. „Lasst uns ihn mit freundlicher nomadischer Gastfreundschaft willkommen heißen und die kostbaren Momente zusammen genießen!“, so die Aufforderung an einige der rund 3,4 Millionen Mongolen.
Mit militärischen Ehren und gerüsteten Reitern wurde Franziskus dann auch auf dem größten Platz in der Hauptstadt Ulan Bator begrüßt. Unter der überlebensgroßen Statue des Dschingis Khan empfing ihn Staatspräsident Uchnaagiin Chürelsüch -, ähnlich wie Franziskus in ein langes helles Gewand gekleidet.
Das Interesse der Bevölkerung war gemessen an anderen Papstreisen jedoch gering: Mehrere Hundert Menschen folgten der Zeremonie auf dem Süchbaatar-Platz, benannt nach dem mongolischen Revolutionsführer. Seit 1924 ist die Mongolei unter anderen durch ihn unabhängig von China, neben Russland das einzige Nachbarland des Binnenstaates.
An die mongolischen Anrainer richtete der Papst an seinem ersten offiziellen Besuchstag indirekt einige seiner Botschaften. Bei einer Rede vor politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen lobte er die Mongolei als Land ohne Atomwaffen. „Weise“ und „bemerkenswert“ nannte Franziskus zudem die Tatsache, dass es in dem ostasiatischen Land keine Todesstrafe mehr gebe. Ein Appell für Frieden, Geschwisterlichkeit und die Achtung der Grundrechte für alle Menschen folgte.
Ein deutlicher Wink an die großen Nachbarn. Das kommunistische Regime in China – Atommacht wie Vollstrecker der Todesstrafe – soll den Katholikinnen und Katholiken des chinesischen Festlandes eine Teilnahme am Papstbesuch in der Mongolei verboten haben. Das berichtete zu Beginn der Reise das jesuitische „America Magazine“ unter Berufung auf vatikanische Quellen. Peking selbst kündigte Medienberichten zufolge am Freitag an, die Verbesserung der Beziehungen mit dem Vatikan fördern zu wollen.
Etwa 20 chinesische Katholikinnen und Katholiken sind am Samstag nach Ulan Bator gekommen, um den Papst zu sehen. In hellblauen Jacken mit der Aufschrift „Love Jesus“ standen sie schon Stunden vor dessen Ankunft auf dem Süchbaatar-Platz an den Absperrgittern. Eine offenbar riskante Reise: Auskunft gaben sie lediglich über ihr Herkunftsland, ihre Gesichter verbargen sie hinter Masken und Sonnenbrillen. Ihre kleinen roten China-Fahnen rollten sie vor Fotografen ein.
Ohne Befürchtungen vor Konsequenzen konnten Pilgernde aus Hongkong anreisen. Raymond Yiu hatte sich mit 15 Jahren taufen lassen und besucht seit einigen Jahren Glaubensbrüder und -schwestern in anderen Ländern, wie er erzählt. Gemeinsam mit 30 anderen Mitgliedern aus seiner Gemeinde seien sie nicht nur für den Papst in die Mongolei gekommen, sondern um anderen Katholiken ihre Nähe zu zeigen. Es sei wichtig, sich zu unterstützen -, gerade wenn die Zahl der Gläubigen so klein sei, betont er.
So macht die Gruppe um Yiu in etwa das, was sich auch der Papst mit seinem Mongolei-Besuch vorgenommen hat: Die knapp 1.500 Mitglieder der katholischen Kirche in der Mongolei ermutigen, ihre Gemeinschaft stärken. An die Ränder gehen und dort den Glauben verkünden ist ein zentrales Anliegen von Franziskus. Mit dem eigens für die überschaubare Katholikenzahl ernannten Kardinal wolle der Papst die Nähe zur Kirche verdeutlichen, erklärte dieser am Samstagabend. In der katholischen Kathedrale von Ulan Bator betonte er weiter: „Ihr alle seid bloß räumlich weit entfernt, ihr seid dem Herzen Petri ganz nahe, die ganze Kirche ist euch nahe.“
Die räumliche Entfernung beschränkt sich nicht auf das etwa 8.300 Kilometer entfernte Rom. Gerade einmal neun Kirchen gibt es in dem Land etwa viermal so groß wie Deutschland. Kim Barringer ist am Samstag fünf Stunden mit dem Bus aus dem etwa 230 Kilometer entfernten Darchan angereist. Ihre katholische Gemeinde dort umfasst rund 50 Menschen. Von dem Papstbesuch erhofft sie sich auch ein größeres Einheitsgefühl unter den katholischen Gläubigen in der Mongolei; außerdem Frieden in den asiatischen Ländern.
In der Kathedrale Ulan Bators wandte sich Franziskus dazu auch noch einmal an Regierungen und weltliche Institutionen. Sie hätten nichts von den katholischen Missionstätigkeiten zu befürchten. Die Kirche habe keine politische Agenda und wolle das Wohl aller fördern