Zu erneuter Gewalt ist es in den vergangenen Tagen in dem von ethnischen Konflikten geprägten indischen Bundesstaat Manipur gekommen.
Rom/Neu Delhi – Zu erneuter Gewalt ist es in den vergangenen Tagen in dem von ethnischen Konflikten geprägten indischen Bundesstaat Manipur gekommen. Dem römischen Pressedienst Fides zufolge kamen zum Wochenende zwei Menschen bei Zusammenstößen verfeindeter Gruppen ums Leben; rund 40 weitere wurden verletzt. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die Menge zu zerstreuen und die Zusammenstöße zu beenden. Zuvor war demnach in fünf Bezirken Manipurs als Vorsichtsmaßnahme eine Ausgangssperre verhängt worden.
UN-Menschenrechtsexperten hatten zuletzt vor dauerhaften schweren Menschenrechtsverletzungen in Manipur gewarnt. Es gebe dort mutmaßliche sexuelle Gewalttaten, außergerichtliche Tötungen, Hauszerstörungen, Zwangsumsiedlungen, Folter und Misshandlungen. Seit Anfang Mai sind dort rund 160 Menschen getötet worden, die meisten aus der ethnischen christlichen Gemeinschaft der Kuki; mehr als 300 Menschen wurden verletzt, etwa 70.000 vertrieben und 3.700 Gebäude niedergebrannt, darunter auch Kirchen.
Der ethnisch-religiöse Konflikt entzündete sich im Mai mit einem Protest der christlichen Kuki gegen die beabsichtigte Gewährung des Status „gelisteter Stamm“ für die mehrheitlich hinduistischen Meitei. Dieser Status hätte den wohlhabenden Meitei, die 53 Prozent der 3,2 Millionen Einwohner Manipurs ausmachen, besondere wirtschaftliche und soziale Privilegien im Rahmen des indischen Förderprogramms für gelistete Stämme verschafft. Seitdem kommt es immer wieder zu gewaltsamen und blutigen Zusammenstößen zwischen den beiden Ethnien. Das religiöse Element wird dabei angesichts der unterschiedlichen Glaubensrichtungen der beiden Gruppen häufig instrumentalisiert.
Indiens Premierminister Narendra Modi äußerte sich erst spät zu der Gewalt, als erschütternde Videoaufnahmen von zwei Kuki-Frauen im Internet kursierten; sie wurden in der Öffentlichkeit gedemütigt und gefoltert. Den jüngsten Bericht der UNO nannte der Regierungschef „ungerechtfertigt und irreführend“ und wies Anschuldigungen über weitgehende Tatenlosigkeit der Behörden bei Anzeigen zurück.
Zu Wort meldete sich am Wochenende auch der regionale Bischofsrat von Nordost-Indien, der sich bei einer Pastoralkonferenz in Guwahati traf. Man wolle konkrete Wege für Versöhnung suchen und Brüderlichkeit fördern, hieß es in einer Mitteilung. Dafür liefere die Papst-Enzyklika „Fratelli tutti“ wichtige Anhaltspunkte.