Vatikan deutet etwas mehr Transparenz bei der Weltsynode an

Unmutsbekundungen handelte sich Papst Franziskus bei Vatikankorrespondenten ein, als er Direktübertragungen der Weltsynode schroff ablehnte. Nun soll der „geschützte Raum“ der Synode doch vorsichtig geöffnet werden.
Vatikan deutet etwas mehr Transparenz bei der Weltsynode an

Symbolfoto: Kai Pilger/Pixabay

War es danach eine Folge der Schelte aus den Reihen der Medien? Oder hat sich am Ende doch das um mehr Offenheit bemühte Synodensekretariat gegen das auf Diskretion bedachte Staatssekretariat teilweise durchgesetzt? Inzwischen deutet der Vatikan jedenfalls kleine Öffnungen an für die Medienberichterstattung während der mit Spannung erwarteten „Super-Synode“ im Oktober.

So verkündete Vatican News, die Eröffnungssitzung der Synode in der vatikanische Audienzhalle werde zumindest teilweise im Livestream zu sehen sein. Zunächst hatte es noch geheißen, nur das Eröffnungsgebet solle unter Medienbeobachtung vonstattengehen. Möglicherweise würden auch weitere Teile der Synode gestreamt, war am Dienstag im vatikanischen Presseamt zu erfahren.

Gelegenheiten, mit Synodenteilnehmern zu sprechen

Außerdem werde es Gelegenheiten für die Journalisten geben, im vatikanischen Pressesaal mit einigen Synodenteilnehmern zu sprechen. Der Papst hatte zunächst ausschließlich auf die Informationen durch den Kommunikationspräfekten Paolo Ruffini verwiesen. Aus Deutschland kam zudem die Mitteilung, das Aachener Missionswerk missio werde während der Synode mit einem eigenen Büro in Rom vertreten sein, um deutschsprachigen Journalisten die Arbeit zu erleichtern.

Trotz dieser vorsichtigen Öffnungen scheinen Papst und Synodenleitung grundsätzlich an der Idee festzuhalten, dass Debatten und Gebete der Synode ganz überwiegend in einem „geschützten Raum“ ohne Medienbeobachtung stattfinden sollten. Es ist wohl kein Zufall, dass es ausgerechnet die beiden ranghöchsten Jesuiten der Synode sind, die diese Idee mit Nachdruck propagieren: Franziskus und der Inhalte-Koordinator der Synode, Kardinal Jean-Claude Hollerich, sprechen unisono von den Vorteilen dieser Methode.

Für das „discernimento“, die vom Jesuitenorden erprobte Weise gemeinschaftlicher Entscheidungsfindung, die nun auch auf die Ebene der Weltkirche übertragen werden soll, wäre eine kontroverse Debatte unter den Augen von Journalisten und Kameras kontraproduktiv, heißt es aus der „Gesellschaft Jesu“.

Kirchenpolitisch-taktische Überlegungen

Hinzu kommen offenbar kirchenpolitisch-taktische Erwägungen. Die profilierten konservativen Gegner neuer Formen von innerkirchlicher Mitbestimmung und der vom Papst propagierten Öffnung der Kirche sind bei der Synode in der Minderheit. In der „Blase“ befreundeter Journalisten und Netzwerke verfügen sie über Möglichkeiten, ihre Kritik an möglichen Reformen nach außen zu tragen. Dennoch ist ihre Reichweite und Resonanz dort vergleichsweise beschränkt.

Würden die Debatten der Synode live übertragen, könnten jene, die Widerspruch und Kritik am Reformkurs formulieren, auf ein breiteres Medienecho spekulieren. Die Gefahr, dass Beifall heischende „Reden für das Publikum“ gehalten werden, wäre jedenfalls größer als im geschützten Raum, für den Franziskus und Hollerich werben. Falls es konservative Redner schaffen würden, in den allgemeinen Medien breiter wahrgenommen zu werden, müssten die Reformer in gleicher Weise versuchen zu punkten. Die Konflikte würden sich dann eher verhärten, die Findung eines Konsenses würde schwieriger.

Hinzu kommt, dass es bei dieser ersten von zwei Runden der Weltsynode laut Informationen aus dem Synodensekretariat vermutlich noch keine Abstimmungen über konkrete Textvorlagen geben wird. Umso wahrscheinlicher wäre es daher, dass Journalisten bei einer medienoffenen Debatte versuchen würden, einzelne, besonders kontroverse Redebeiträge, hervorzuheben und damit deren Wirkung zu verstärken.

Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)