Steinmeier: Revolution von 1989 nicht populistisch umdeuten

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat vor Geschichtsklitterung durch Populisten gewarnt.
Steinmeier: Revolution von 1989 nicht populistisch umdeuten

Frank-Walter Steinmeier. –Foto: © Gints IvuskansDreamstime.com

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat vor Geschichtsklitterung durch Populisten gewarnt. „Wer im Kampf gegen die Demokratie für sich das Erbe der friedlichen Revolution von 1989 in Anspruch nimmt oder sogar zum Widerstand gegen eine angebliche Diktatur im heutigen Deutschland aufruft, der betreibt nichts anderes als eine zynische Umdeutung der Geschichte“, sagte Steinmeier laut Redemanuskript am Dienstag in Leipzig bei der Eröffnung des 54. Deutschen Historikertags.

Der Bundespräsident betonte: „Wer so spricht, missbraucht den Begriff Widerstand. Wer so spricht, verhöhnt all die Mutigen, die sich tatsächlich gegen die SED-Diktatur aufgelehnt und dafür sehr viel riskiert haben. Wer so spricht, verhöhnt auch alle Frauen und Männer, die in der Zeit des Nationalsozialismus tatsächlich Widerstand leisteten und die dafür oft mit ihrem Leben bezahlten.“

Kritik, Widerspruch und Protest seien zwar „legitim in einem offenen Land mit freien Menschen“, räumte Steinmeier ein. Nichts rechtfertige jedoch „die Gleichsetzung des Protests in einer Demokratie mit dem Widerstand gegen eine Diktatur“.

Auch in Demokratien gebe es Angriffe von Populisten auf die Geschichtswissenschaft, „weil historische Erkenntnisse ihren ideologischen Geschichtsdeutungen, ihrer Sehnsucht nach nationalen Heldenerzählungen widersprechen“, so der Bundespräsident. Er kritisierte, dass „auch in Demokratien wissenschaftliche Veranstaltungen gestört, Schulbücher zensiert, kritische Fragen kriminalisiert und Wissenschaftler um ihre Existenz gebracht“ würden. Die Antwort darauf könne nur „ein klares Bekenntnis zur Freiheit der Wissenschaft“ sein, erklärte Steinmeier.

kna