Die Aufarbeitung des Missbrauchsfalls um den Trierer Priester Edmund Dillinger steht noch weitgehend am Anfang.
Trier – Die Aufarbeitung des Missbrauchsfalls um den Trierer Priester Edmund Dillinger steht noch weitgehend am Anfang. Aus einem am Mittwoch in Trier von zwei Sonderermittlern vorgestellten Zwischenbericht geht hervor, dass es schwierig ist, Vorwürfe gegen den Mann zu belegen und Betroffene zu finden. Der 2022 gestorbene Priester steht im Verdacht, jahrzehntelang Jugendliche und junge Erwachsene missbraucht zu haben. In seinem Haus wurden Fotos und Unterlagen gefunden, die den Verdacht nahelegen.
Die früheren Staatsanwälte Jürgen Brauer und Ingo Hromada untersuchen den Fall im Auftrag der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauch im Bistum Trier. Sie haben inzwischen 26 Interviews geführt und Akten eingesehen. Ergebnisse und eine Bewertung des Verhaltens von Kirche und Staat gibt es noch nicht. Vielmehr arbeiteten sie daran, Fakten und Zusammenhänge umfassend aufzudecken und Betroffene zu finden, so Brauer. Erst danach komme eine Bewertung.
Laut Brauer sprechen die bisherigen Hinweise und Ergebnisse dafür, dass Dillinger von den 1960er Jahren bis 2018 sexuell übergriffiges Verhalten zeigte. Als Kernstück der Arbeit nannte Brauer Gespräche mit Betroffenen und Zeitzeugen. Darüber hinaus wollen sie Akten erschließen. Dazu zählen Unterlagen der Bistümer Trier, Köln und Fulda, der Staatsanwaltschaften Trier, Mainz und Saarbrücken, der Staatskanzlei des Saarlands, des dortigen Bildungsministeriums und der rheinland-pfälzischen Verwaltungsbehörde ADD. Die Ermittler gehen auch Hinweisen Dritter nach, suchen im Internet nach Hinweisen und werten Medienberichte und Veröffentlichungen des Priesters aus.
Als Herausforderungen benannten die Ermittler, Kontakt zu Betroffenen herzustellen und Bezüge zu Afrika aufzuklären. Um Ermittlungsansätzen dort nachzugehen, haben sie mehrere Institutionen um Hilfe gebeten: die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, den in Afrika tätigen Frauenhilfeverein Solwodi und den Partnerschaftsverein Rheinland-Pfalz-Ruanda. Einen nächsten Zwischenbericht wollen die Ermittler Ende des Jahres vorlegen. Dillinger hatte eine Hilfsorganisation für Afrika gegründet.