Klaus Mertes: Nicht nur Denkmäler abbauen, auch Personenkult

Für eine Entfernung des Denkmals für Kardinal Franz Hengsbach vor dem Essener Dom hat sich der Jesuit Klaus Mertes ausgesprochen.
Köln – Für eine Entfernung des Denkmals für Kardinal Franz Hengsbach vor dem Essener Dom hat sich der Jesuit Klaus Mertes ausgesprochen. Allerdings sei das Problem des Umgangs mit Missbrauch "ja nicht einfach erledigt, indem man ein Denkmal wegtut", sagte Mertes am Freitag im Deutschlandfunk. Er warnte davor, dass das Abbauen von Denkmälern auch den Eindruck erwecken könne, "mit dem haben wir nichts zu tun".

Pater Klaus Mertes –Foto: Kathpress / Henning Klinge

Für eine Entfernung des Denkmals für Kardinal Franz Hengsbach vor dem Essener Dom hat sich der Jesuit Klaus Mertes ausgesprochen. Allerdings sei das Problem des Umgangs mit Missbrauch „ja nicht einfach erledigt, indem man ein Denkmal wegtut“, sagte Mertes am Freitag im Deutschlandfunk. Er warnte davor, dass das Abbauen von Denkmälern auch den Eindruck erwecken könne, „mit dem haben wir nichts zu tun“.

Nachdem das Bistum Essen am Dienstag Missbrauchsvorwürfe gegenüber dem Gründerbischof des Ruhrbistums bekanntgemacht hatte, waren Forderungen laut geworden, nach Hengsbach benannte Plätze umzubenennen und auch das Bildnis zu entfernen. An diesem Freitag befasst sich das Domkapitel mit dem Thema

Mertes:„Wie kommen wir denn endlich von diesem Personenkult los?“

Mertes möchte die Debatte um die Statue mit der Frage verbinden: „Wie kommen wir denn endlich von diesem Personenkult los in Bezug auf Amtsträger?“. Person und Amt seien zu sehr verschmolzen, so Mertes. Mertes, der vor 13 Jahren den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Deutschland öffentlich machte, äußerte sich auch zur Umbenennung von Straßennamen nach Personen, denen die Vertuschung von sexualisierter Gewalt vorgeworfen wird, etwa im Fall des ehemaligen Trierer Bischofs Bernhard Stein. Darüber müsse von Fall zu Fall einzeln entschieden werden, so der Jesuit.

Weiterhin mahnte er, bei der rückblickenden moralischen Beurteilung von Personen sei Vorsicht geboten. Dies gelte insbesondere für den Gestus, in dem dies geschehe. „Damit wir nicht in eine Selbstgerechtigkeit fallen“, so Mertes, „und meinen, dass wir am Ende nur solche Personen überhaupt im öffentlichen Gedächtnis behalten wollen, die eine lupenreine Weste haben. Und die hat niemand.“

kna