Die Kirchenmusik darf nach Ansicht eines Experten nicht in der Vergangenheit stehen bleiben.
Lübeck – Die Kirchenmusik darf nach Ansicht eines Experten nicht in der Vergangenheit stehen bleiben. „Wir müssen einen neuen, authentischen Stil finden“, sagte der Lübecker Musikprofessor Franz Danksagmüller in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „In den Ausbildungsstätten sollte nicht die große Frage sein, wie man Bach richtig spielt, sondern wie man die Menschen richtig anspricht“, so der Inhaber des Lehrstuhls für Orgel und Improvisation an der Musikhochschule Lübeck.
Anstelle von Orgelspiel und alten Chorälen einfach Gospel, Pop oder Jazz anzubieten, könne jedoch nicht die Lösung sein, erklärte Danksagmüller. „Außerhalb der Kirche gibt es Musikerinnen und Musiker, die das viel authentischer und professioneller machen. Da würde sich die Kirchenmusik lächerlich machen.“
Danksagmüller organisiert zusammen mit dem Pastor der Lübecker Petri-Kirche, Bernd Schwarze, eine viertägige Tagung zur Zukunft der Kirchenmusik, die am Donnerstag startet. Dabei wollen Kirchenmusiker und Theologen über genau solche Fragen diskutieren.
Der Experte plädierte dafür, beide Welten zusammenzubringen. Wer heute Kirchenmusiker werden möchte, müsse im Studium sowohl aktuelle Poprichtungen kennenlernen als auch historische Musik.
Danksagmüller zufolge haben Organisten in früheren Jahrhunderten stets neue Musik geschaffen. „Es wäre niemandem eingefallen, zu einem besonderen Anlass ein Stück aus dem vorigen Jahrhundert zu spielen. Wenn im 17. Jahrhundert in den Niederlanden eine Hochzeit stattfand, ging der Brautvater zum Kirchenmusiker und bat ihn, ein Stück zu komponieren. Ich finde, da müssen wir wieder hin.“
Damit die Kirche – und damit auch die Kirchenmusik – eine Zukunft hat, sind nach Auffassung des Experten auch die Theologen gefragt. „Sie müssen wieder mehr in die Tiefe gehen und den Menschen in der Kirche etwas bieten, das sie nicht auf Parteitagen hören oder in der Zeitung lesen.“ Wenn die Kirchen als Kulturträger wegfallen, verlören viele Kunstausübende ihre Existenzgrundlage. „Die Kirchen bieten eine Infrastruktur, die Konzerte in der Fläche ermöglicht. So viele Konzertsäle können wir gar nicht bauen, um das zu ersetzen.“