Feuer und Licht dienen als Beleuchtung, Kommunikationsmittel und Machtsymbol. Eine neue Ausstellung in Hamburg zeigt ihre Geschichte und Bedeutung – und geht auch auf ihre Schattenseiten ein.
Hamburg (KNA) Durch eine Lichtschranke betritt der Besucher den Raum. Hat er sie durchschritten, springen Heizstrahler an der Decke an. Während von oben die Wärme herabströmt, steht er vor dem Bild eines Vulkanausbruchs. Um Feuer und Licht geht es in einer neuen Ausstellung in Norddeutschland. Sie ist von Mittwoch bis zum 18. April im Archäologischen Museum Hamburg zu sehen. Damit will das Haus eine der wichtigsten Entdeckungen des Menschen in den Mittelpunkt rücken.
Die Schau „Light my Fire – Mensch Macht Feuer“ beleuchtet den technischen Fortschritt, den Feuer und Licht mit sich gebracht haben. Zugleich befasst sie sich mit ihrer kulturgeschichtliche Bedeutung. „Wir wollen nicht nur alte Lampen und Feuerstellen präsentieren, sondern auch eine Brücke in die Gegenwart schlagen“, sagte Museumsdirektor Rainer-Maria Weiss am Dienstag vor Journalisten.
Wie und wann der Mensch zum Feuer kam, ist den Ausstellungsmachern zufolge nicht bekannt. Archäologen gehen davon aus, dass Menschen zuerst das Feuer aus natürlichen Bränden, etwa nach einem Blitzeinschlag nutzten. Das erste kontrollierte Feuer brannte möglicherweise vor etwa 1,6 Millionen Jahren in Afrika. Feuer mit Feuerstein, Pyrit und Zunder selbst herzustellen, gelang vermutlich vor rund 600.000 Jahren.
Die Materialien veränderten sich im Laufe der Zeit, die Technik blieb jedoch seit der Steinzeit die gleiche. Davon zeugen sogenannte Schlagfeuerzeuge. Sie bestehen aus einem Metallstück, das auf einen Stein geschlagen wird, um einen Funken zu erzeugen. Sie kamen bis ins 19. Jahrhundert zum Einsatz, als das Streichholz erfunden wurde.
Im Laufe der Jahrtausende entwickelten die Menschen immer neue und praktischere Lichtquellen: vom Lagerfeuer bis zu modernen LED-Leuchten. Die Ausstellung zeigt die älteste bekannte Lampe Norddeutschlands: Eine handtellergroße Tonschale, in der Tierfett verbrannt wurde und einen Docht zum Leuchten brachte. Sie soll mehr als 6.000 Jahre alt sein und wurde auf heutigem Hamburger Gebiet gefunden.
Ein weiteres Kapitel macht deutlich, dass Licht mehr kann als nur beleuchten. Gebündeltes Licht in Form eines Lasers erfasst zum Beispiel Produkte an der Supermarktkasse, spielt CDs und DVDs ab und korrigiert Sehbehinderungen. Mit Hilfe sogenannter Nanooptik lassen sich DNA-Strukturen analysieren. Auch in Quantencomputern, die in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen sollen, kommen Lichtsignale zum Einsatz.
Auch klingt ein gegenwärtig besonders aktuelles Thema an: Krieg. Ein sogenannter Heliograph gehörte im Zweiten Weltkrieg zur Standardausrüstung in den Kampfflugzeugen der Alliierten. Mit Hilfe eines Spiegels kann der Nutzer Sonnenlicht zu einem entfernten Beobachter reflektieren und so im Notfall auf sich aufmerksam machen. Den Einsatz von Feuerwaffen, die fester Bestandteil moderner Kriegsführung sind, behandelt die Schau jedoch nicht.
Stattdessen befasst sie sich mit Höhlenmalereien, die ohne Licht nicht denkbar wären. Fotos geben Einblicke in die Höhle von Lascaux im Südwesten Frankreichs, eine der berühmtesten historischen Höhlen mit Wandmalereien. Mit Hilfe einer VR-Brille können sich die Besucher virtuell in der steinzeitlichen Höhle und zudem in einem Hamburger U-Bahn-Tunnel umsehen.
Ein Bereich der Ausstellung widmet sich der „Macht“, die eng mit Feuer und Licht verbunden ist. Die Erzeugung des Feuers machte die Menschen unabhängig von Buschbränden und Gewittern. Zugleich ist das Licht seit jeher ein Symbol der Götter und der Mächtigen. Die christlichen Kirchen nutzten und nutzen es durch den Einbau farbiger Glasfenster in ihren Gotteshäusern. Während des Dritten Reichs setzten die Nationalsozialisten auf die einschüchternde Wirkung von Fackelzügen und Lichtinszenierungen.
Schließlich geht die Ausstellung auf die ökologischen Schattenseiten des Lichts ein. „Bereits ein Drittel der Weltbevölkerung kann die Milchstraße aufgrund der sogenannten Lichtverschmutzung nicht mehr sehen“, heißt es. „Wenn künstliche Beleuchtung die jahreszeitliche Veränderung der Tageslänge überdeckt, hat das weitreichende Folgen für unsere Ökosysteme.“