Die russisch-orthodoxe Kirche macht einen Vertrauten von Präsident Wladimir Putin zum Metropoliten der ukrainischen Halbinsel Krim.
Moskau – Die russisch-orthodoxe Kirche macht einen Vertrauten von Präsident Wladimir Putin zum Metropoliten der von Moskau annektierten ukrainischen Halbinsel Krim. Das Moskauer Patriarchat übertrug Metropolit Tichon (Schewkunow) aus der Großstadt Pskow nahe der Grenze zu Estland am Mittwoch die Leitung der Krim-Diözese. Die Entscheidung nehme er als „Gottes Wille“ an, sagte der Bischof der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass (Donnerstag).
Der 65-Jährige gilt als Beichtvater Putins. Der bisherige Krim-Metropolit Lazar (84) wurde in den Ruhestand versetzt. Er leitete die Diözese seit 1992.
Die Ostkirchen-Expertin Regina Elsner von der Universität Münster wertete die Ernennung Tichons als weiteren Beleg dafür, dass die russisch-orthodoxe Kirche hart daran arbeite, ihren kulturellen Anspruch auf alle besetzten ukrainischen Gebiete zu untermauern. Tichon sei der „Kopf hinter großen Teilen des kirchlich geprägten Kulturimperialismus“, schrieb sie auf der Online-Plattform X (ehemals Twitter). So gehe etwa die Ausstellung „Russland. Meine Geschichte“ auf ihn zurück.
Der russische Politikwissenschaftler Alexei Makarkin sagte der Zeitung „Wedomosti“, die Krim sei auch für die Kirche eine wichtige Region. Sie diene als Modell für die neuen Gebiete Russlands.
2014 hatte Russland die Krim zuerst besetzt und dann annektiert. Im Juni 2022 verleibte sich die russisch-orthodoxe die Krim-Diözese ein, die bis dahin der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats unterstanden hatte. Die ukrainische Regierung beschloss 2022 Sanktionen gegen Tichon und Lazar.