Weltsynode im Vatikan beginnt mit Schlussabstimmung

Die Weltsynode im Vatikan hat am Samstagnachmittag mit der Abstimmung über die Ergebnisse ihrer ersten vierwöchigen Sitzungsphase begonnen.

 Rund 350 Teilnehmer, darunter erstmals auch Frauen mit Stimmrecht, waren aufgerufen, einen rund 35 Seiten langen Abschlussbericht zu verabschieden. Votiert wurde abschnittsweise über den finalen Entwurf. Der Text soll gemeinsame Sichtweisen in der weltkirchlichen Debatte um einen neuen kirchlichen Leitungsstil sowie Vorschläge und offene Fragen festhalten. Im Oktober 2024 wird die Synode fortgesetzt.

Beherrschender Gegenstand des diesjährigen Treffens war die Frage, welche neuen Wege in der Entscheidungsfindung die katholische Kirche künftig ermöglichen soll. Neben einer spürbaren Dezentralisierung der weltweiten Kirche wurden in den Beratungen eine bessere Einbeziehung der kirchlichen Basis und ein Abbau klerikaler Macht gefordert. Auch der Zugang von Frauen zu kirchlichen Ämtern war ein Thema.

Die im Schlussbericht in 20 Punkten mit jeweils etwa 15 Unterpunkten aufgelisteten Ergebnisse und Vorschläge sollten am Samstagnachmittag einzeln abgestimmt werden. Laut Synodenordnung gelten nur die Punkte als angenommen, die eine Zweidrittelmehrheit an Ja-Stimmen erhalten. Enthaltungen sind nicht möglich. Die Veröffentlichung des Ergebnisses wird für den frühen Abend erwartet.

Theologin rechnet 2024 mit Entscheidung zu Frauendiakonat

Frauendiakonat in der katholischen Kirche, ja oder nein? – Nach Ansicht der Wiener Theologin Gabriele Eder-Cakl wird die Weltsynode spätestens mit ihrer zweiten Sitzung im kommenden Jahr eine konkrete Entscheidung zu dieser Frage treffen. „Die Bistümer werden in den Phasen dazwischen wahrscheinlich auch wieder etwas zu reflektieren haben“, sagte die Leiterin des Österreichischen Pastoralinstituts in Wien im Interview dem Portal katholisch.de (Samstag).

Der gleichberechtigte Zugang für Frauen zu Weiheämtern sei nicht nur Forderung von „ein paar Feministinnen“, sondern „sondern ein eindeutiges Zeichen der Zeit, das ernst genommen wird und werden sollte“, so Eder-Cakl. Auch beim ersten Beratungsteil der Weltsynode, der am Samstag endet, sei darüber gesprochen worden, erklärte die Theologin, die selbst nicht an der Sitzung teilgenommen hat. „Das Frauenthema in der ganzen Breite ist mittlerweile für die Zukunft der gesamten Weltkirche zentral“, betonte Eder-Cakl. „Daran kommt man nicht mehr vorbei.“

BDKJ-Vorsitzender vermisst Thema Missbrauch bei Weltsynode

Aus Sicht des Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, fehlt bei den Beratungen der Weltsynode in Rom das Thema Missbrauchsaufarbeitung. Der Vatikan habe bis heute „systemische Risikofaktoren“ für sexuellen Missbrauch in der Kirche „nicht als solche anerkannt“, sagte Podschun in einem Interview des katholischen Kölner Portals domradio.de (Samstag).

Das heiße aber auch, dass der Vatikan „die Konsequenzen nicht anerkennt, also die Konsequenz, das Machtsystem aufzubrechen“. Podschun fügt hinzu: „Die Notwendigkeit sieht der Vatikan ja gar nicht.“ Es sei daher „nur logisch, dass er nicht diese Themen berät“, obwohl sie in der gesamten Weltkirche vorhanden seien. Bei den Beratungen der Weltsynode sei bislang ein wichtiger Schritt nicht getan worden, nämlich „die Anerkennung des Leids, das in der Kirche geschehen ist“.

Dies sei jedoch „ein drängendes Thema, was wir auch zeitlich nicht weiter nach hinten schieben können und was jetzt dringend angegangen werden muss“, so der BDKJ-Bundesvorsitzende. Die deutschen Bischöfe hätten daher die Pflicht, sich dafür einzusetzen, „dass diese Themen auf die Agenda kommen und auch Entscheidungen dazu getroffen werden“, sagte Podschun.

Traditionalistische Katholiken beten in Rom

Mit einem Zug zum Petersdom haben unterdessen traditionalistische Katholiken am Samstag in Rom an die Wiederzulassung der sogenannten Alten Messe durch Benedikt XVI. erinnert. An der von lateinischen Gesängen begleiteten Prozession nahmen Kleriker in litugischen Gewändern und Gläubige aus zahlreichen Ländern teil. Viel trugen Fahnen aus ihrem jeweiligen Heimatland.

Durch den päpstlichen Erlass „Summorum pontificum“ von 2007 hatte Benedikt XVI. lateinische Gottesdienste nach dem tridentinischen Ritus in der katholischen Kirche wieder allgemein zugelassen. Papst Franziskus machte im Juli 2021 diese Verfügung seines Vorgängers weitgehend wieder rückgängig.