Pädagoge: Jüdisch-muslimisches Verhältnis vor Scherbenhaufen

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel steht das jüdisch-muslimische Verhältnis einem Experten zufolge vor einem Scherbenhaufen.
Pädagoge: Jüdisch-muslimisches Verhältnis vor Scherbenhaufen

Symbole für die drei monotheistischen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam: Kreuz, Kipa und Koran (Foto: © epd-bild / Jörn Neumann).

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel steht das jüdisch-muslimische Verhältnis einem Experten zufolge vor einem Scherbenhaufen. Es gehe im Moment „so vieles kaputt, dass ich schlichtweg keine Ahnung habe, wie oder gar ob es weitergehen kann“, schreibt der Duisburger Pädagoge Burak Yilmaz in einem Gastbeitrag in der Jüdischen Allgemeinen. Er beobachte bei Minderheiten einen Rückzug in die eigene Gemeinschaft: „Dort findet man Schutz und Zusammenhalt.“ Langfristig könne dies allerdings keine Lösung sein.

Yilmaz ist selbstständiger Pädagoge in Duisburg. Er initiierte unter anderem das Projekt „Junge Muslime in Auschwitz“. 2021 kam sein Buch „Ehrensache. Kämpfen gegen Judenhass“ heraus. Für sein Engagement gegen Antisemitismus bekam er das Bundesverdienstkreuz.

Seit Wochen beschäftigten ihn zahlreiche Fragen, so Yilmaz: „Können wir über unseren eigenen Schmerz und unser eigenes Leid hinaus den Schmerz und das Leid der anderen anerkennen? Kann es eine Basis geben, auf der wir die Identität und Erfahrungen des anderen nicht absprechen? Auf der das Existenzrecht Israels und Palästinas nicht verhandelbar ist?“ Und: „Wie sollen wir über diese Fragen miteinander diskutieren und streiten, wenn wir uns nicht mal regelmäßig begegnen?“

Yilmaz betont: „Die antisemitische und rassistische Stimmung in Deutschland macht mir große Angst. Ich kann diese gefährliche gesellschaftliche Entwicklung nicht getrennt voneinander betrachten.“ Die Gesellschaft erlebe gerade eine Zäsur. „Wenn demokratische Parteien dieser Stimmung nichts entgegensetzen oder sie durch rechtspopulistische Sprüche sogar befeuern, dann befürchte ich, dass die AfD als langfristiger Gewinner dieser Zäsur bei der nächsten Bundestagswahl sogar die stärkste Partei werden könnte.“ Spätestens dann müsse man füreinander einstehen und gemeinsam kämpfen.

kna