Die Überreste von rund 1.200 menschlichen Skeletten aus ehemaligen Kolonien lagern in Hamburg und Göttingen – nun soll ihre Herkunft genauer untersucht werden.
Hamburg/Göttingen – Die Überreste von rund 1.200 menschlichen Skeletten aus ehemaligen Kolonien lagern in Hamburg und Göttingen – nun soll ihre Herkunft genauer untersucht werden. Dazu haben die Universität Göttingen und das Hamburger Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt (MARKK) ein zunächst zweijähriges Forschungsprojekt gestartet, wie die beiden Einrichtungen am Dienstag mitteilten. Im Anschluss würden Gespräche über die Rückgabe der Knochen mit den Herkunftsländern aufgenommen.
Die Gebeine gelangten zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts nach Hamburg, unter anderem durch eine Südsee-Expedition. Sie stammen vermutlich aus Palau, Mikronesien, Samoa, Nauru, Papua-Neuguinea, Tansania, Australien, Namibia und Kamerun und wurden im heutigen MARKK, das damals Museum für Völkerkunde hieß, aufbewahrt. In den 1950er und 60er Jahren wurde ein großer Teil der Gebeine an das Anatomische Institut der Universität Göttingen abgegeben. 57 Teile verblieben in Hamburg.
Sie seien ab 2020 im Zuge einer Inventur wieder aufgefunden worden, erklärte MARKK-Direktorin Barbara Plankensteiner. „Mit der lange überfälligen Aufarbeitung dieser Provenienzen stellt sich das MARKK seiner historischen Verantwortung.“ Ziel des Projekts ist laut Angaben, den Kontext des Erwerbs, die Transferwege und die Umstände der Übertragung von Hamburg nach Göttingen zu rekonstruieren. An den Forschungen sollen auch Wissenschaftler aus den mutmaßlichen Herkunftsländern beteiligt werden.
Da Rückgabegesuche aus Australien, Palau und Namibia an die Universität Göttingen herangetragen worden seien, würden die Gebeine aus diesen Ländern vorrangig behandelt, erklärte Projektleiter Holger Stoecker von der Universität Göttingen. Die Ergebnisse der Forschung sollen in Form eines Berichts auf den Websites des MARKK und der Universität veröffentlicht werden. Das Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.