Bethlehem: Patriarch Pizzaballa fordert Kriegsende und Dialog

In der Geburtsstadt Jesu findet der katholische Patriarch Pizzaballa klare Worte zum Nahostkrieg. Er sehe die Opfer beider Seiten, sagte er an Heiligabend in Bethlehem. Die Welt schulde den Palästinensern aber eine Heimat.
In der Geburtsstadt Jesu findet der katholische Patriarch Pizzaballa klare Worte zum Nahostkrieg. Er sehe die Opfer beider Seiten, sagte er an Heiligabend in Bethlehem. Die Welt schulde den Palästinensern aber eine Heimat.

Die Geburtskirche Jesu in Bethlehm –Foto: © Borya Galperin | Dreamstime.com

Das Oberhaupt der Katholiken im Heiligen Land, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, hat in Bethlehem ein Ende des Nahostkriegs und einen Neubeginn des Dialogs zwischen Israelis und Palästinensern gefordert. Der Lateinische Patriarch von Jerusalem appellierte in seiner Weihnachtspredigt an die Mächtigen der Welt, gerechte und endgültige Lösungen für die Völker des Nahen Ostens zu finden. In der „Tragödie dieses Augenblicks“ bleibe keine Zeit, sich auf Taktiken oder Zukunftsspekulationen zu beschränken, sagte er in der Katharinenkirche in der Geburtsstadt Jesu im Westjordanland.

Die Politiker müssten den Konflikt an der Wurzel packen, die Ursachen beseitigen und „neue Horizonte der Gelassenheit und Gerechtigkeit“ für die gesamte Region. Anders als in früheren Jahren nahm Palästinenserpräsident Mahmud Abbas diesmal nicht an der Zeremonie teil.

Pizzaballa war am Mittag in Bethlehem eingetroffen und hatte bei regnerischem Wetter den Weg durch die Stadt zur 1.500 Jahre alten Geburtskirche zu Fuß zurückgelegt. Begleitet wurde er vom vatikanischen Sozialminister Kardinal Konrad Krajewski, den der Papst als Friedensgesandten über Weihnachten ins Heilige Land geschickt hatte. Angeführt wurden sie von Pfadfindern, die anstelle von Musikinstrumenten und Trommeln diesmal Spruchbänder mit Friedensappellen mit sich trugen.

Wegen der Abriegelung der Westbank und der weltweiten Reisewarnung waren kaum Besucher in die Stadt gekommen. Aufgrund der Kriegssituation verzichtete Bethlehem auf eine prunkvolle Weihnachtsbeleuchtung, laute Musik und einen Weihnachtsbaum. Allerdings war am Rand des Hauptplatzes ein Krippenszene mit dunklen Figuren aufgebaut, die eine Flucht- und Kriegsszene aus Gaza mit einem weiß eingewickelten Kind zeigte. Die liturgische Feier wollte die Kirche am Geburtsort Jesu jedoch trotz gegenteiliger Aufforderungen nicht absagen.

Er denke an Palästinenser und Israelis und alle, die von diesem Krieg betroffen sind. „Meine Gedanken gelten insbesondere Gaza und seinen zwei Millionen Einwohnern“, sagte der vor drei Monaten zum Kardinal erhobene Lateinische Patriarch vor den rund 1.000 Gläubigen, überwiegend örtliche Christen.

Wie die Heilige Familie lebe auch das palästinensische Volk bereits allzu lange ohne Unterkunft. Obwohl es im eigenen Land lebe, höre es ständig, „es gibt keinen Platz“. Seit Jahrzehnten warte es darauf, dass die internationale Gemeinschaft Lösungen findet, um die Besatzung und deren Folgen zu beenden.

Um Weihnachten auch in Kriegszeiten zu feiern, „müssen wir alle Gesten der Brüderlichkeit, des Friedens, des Willkommens, der Vergebung und der Versöhnung vervielfachen“, fuhr Pizzaballa fort. Notwendig sei ein „Ja zum Guten, Ja zum Frieden, Ja zum Dialog, Ja zu den anderen“. Das dürfe keine Rhetorik bleiben. „Wir laufen Gefahr, diesen von Christus eröffneten Weg zwischen den zerstörten Straßen, zwischen den Trümmern des Krieges, zwischen den verlassenen Häusern zu verlieren“, so Pizzaballa. Christen aber glaubten daran: „Gott kann auch in härtesten Herzen Raum schaffen.“

kna