Boykott – Abteibier von Saint-Maurice nicht mehr bei Coop

Nach der Aufdeckung sexuellen Missbrauchs im Schweizer Kloster Saint-Maurice haben mehrere Vertriebspartner beschlossen, die Biere der dortigen Brauerei aus ihren Regalen zu nehmen.
Boykott - Abteibier von Saint-Maurice nicht mehr bei Coop

Saint Maurice mit der Abteiukirche –Foto: Paebi – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=78161631

Der Missbrauchsskandal erreicht nun auch die Abteibiere: Nach der Aufdeckung sexuellen Missbrauchs im Schweizer Kloster Saint-Maurice haben mehrere Vertriebspartner beschlossen, die Biere der dortigen Brauerei aus ihren Regalen zu nehmen. Gekündigt hat nun auch die Vertriebskette Coop, wie das Portal cath.ch (Mittwoch) berichtete. Die Brauerei leide, sagte ihr Präsident Pierre-Alain Cardinalaux (Dienstag) dem Sender RTS.

Die Genossenschaft der Schweizer Coop erklärte, sie wolle sich von den angeblichen Vorkommnissen distanzieren. Die Zeitung „24 Heures“ hatte bereits im Dezember enthüllt, dass das Waadtländer Unternehmen Amstein SA, der Hauptpartner der Brauerei, nach den Berichten über sexuellen Missbrauch in der Abtei seine Lagerbestände zurückgegeben habe. Auch ein weiterer Partner habe sich zurückgezogen.

Kein Groll gegen Coop

Der Direktor der Abteibrauerei Cardinaux sagte, er hege keinen Groll gegen Coop. Ein Großhändler wie Coop müsse einen einwandfreien Lieferanten haben. Allerdings sei es unglücklich, das Marketing eines erfolgreichen Bieres mit anderen Aspekten zu vermischen, die nicht in der Zuständigkeitsbereich der Brauerei lägen. Die Abtei ist Hauptaktionärin der Brauerei; doch verfügt diese über eine eigenständige Struktur.

Mit dem Rückschlag im Vertrieb dürfte sich die Brauerei weiter von ihrem ursprünglichen Ziel entfernen, 600.000 Flaschen pro Jahr zu produzieren. Seit der Gründung 2019 habe man etwa 150.000 Flaschen pro Jahr verkauft; 2023 seien es nur noch 60.000 bis 70.000 gewesen, berichtet RTS. „Wir sind weit davon entfernt, einen Return on Investment für die Bierproduktion zu erzielen“, räumt Cardinaux ein. Daher strebe man eine Reduzierung des Geschäftsvolumens an.

Ende 2022 wurden demnach Gespräche mit einem neuen potenziellen Partner aufgenommen, der Martigny Brewing Company. „Aber mit allem, was passiert ist, ist diese Partnerschaft obsolet geworden“, so der Brauerei-Chef.

Ältestes Kloster des Abendlandes

Saint-Maurice gilt als ältestes Kloster des Abendlandes, das ohne Unterbrechung besteht. Es beherbergt einen der reichsten Kirchenschätze Europas. 2014/2015 feierte die Abtei ihr 1.500-jähriges Bestehen. Ihre Ursprünge gehen auf das legendäre Grab des heiligen Mauritius (Moritz) und seiner Gefährten zurück. Mitglieder der Thebäischen Legion sollen Ende des 3. Jahrhunderts an verschiedenen Orten als Märtyrerchristen gestorben sein, so auch in Köln, Bonn und Xanten.

Gegründet wurde das Kloster 515 durch den heiligen Sigismund, den späteren König von Burgund. Später, im 9. Jahrhundert, wurden die Mönche durch Chorherren ersetzt. 1128 übernahmen diese die Augustinusregel. Die Abtei gehört keiner Diözese an; sie genießt den Status einer sogenannten Territorialabtei. Ihr Abt ist geborenes Mitglied der Schweizer Bischofskonferenz.

Die Abtei überstand die Reformation, die Französische Revolution und einen Religionskrieg in der Schweiz – die allesamt zur Schließung vieler Klöster führten. Sie steht an einer zentralen Stelle auf dem Weg von Nordeuropa über den Großen Sankt Bernhard nach Rom.

kna