Die Hinweistafel im Paderborner Dom über Fehler früherer Erzbischöfe im Umgang mit Missbrauch ist um einen QR-Code ergänzt worden.
Paderborn – Die Hinweistafel im Paderborner Dom über Fehler früherer Erzbischöfe im Umgang mit Missbrauch ist um einen QR-Code ergänzt worden. Er führt zu einer Internetseite, die weitere Informationen zu den beiden Kardinälen Lorenz Jaeger (1892-1975) und Johannes Joachim Degenhardt (1926-2002) bereitstellt, wie das Erzbistum Paderborn am Dienstag mitteilte. Es habe „ein massives Versagen der Kirche und ihrer Vertreter“ im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch Minderjähriger gegeben, heißt es auf der Seite. Zugleich bezeichnet sie das Wirken der Erzbischöfe insgesamt als „segensreich“ und listet wichtige biografische Daten auf.
Die Tafel hatte das Domkapitel auf Initiative von Missbrauchsbetroffenen im Juli vergangenen Jahres in der Krypta des Doms aufstellen lassen, wo Jaeger und Degenhardt beigesetzt sind. Eine Studie der Universität Paderborn attestiert ihnen gravierendes Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen.
Das Interesse an der Hinweistafel sei weiterhin groß und löse unterschiedliche Reaktionen aus, erklärte Dompropst Joachim Göbel. „Es gab Anerkennung, Respekt und Zustimmung, aber auch Ablehnung, Protest, Beschädigung und Diebstahl.“ Er sei dankbar, dass die neue Internetseite nun eine differenzierte Wahrnehmung der Erzbischöfe ermögliche.
„Es ist durch die bereitgestellten Informationen zu erkennen, dass sich Licht und Schatten in den Biografien der Erzbischöfe vereinen“, so Göbel. „Es gibt Leistungen, die zu würdigen sind, zugleich aber auch inakzeptables Verhalten, das wir erkennen müssen und dem wir heute mit Unverständnis und Ablehnung gegenüberstehen.“
Der Vorstand der Unabhängigen Betroffenenvertretung im Erzbistum Paderborn, Reinhold Harnisch, erklärte laut Mitteilung des Bistums, die Hinweistafel und der QR-Code seien ein Baustein der Aufarbeitung. Es gehe Betroffenen nicht darum, die Verdienste der Kardinäle zu beschneiden. „Aber wo es Verfehlungen und Versagen gab, bedarf dies nach langen Jahrzehnten des Leugnens, des Schweigens und Vertuschens einer klaren Darstellung und einer detaillierten Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels in der Geschichte des Erzbistums, an dem sich die heute Verantwortlichen nun endlich auch beteiligen.“