Bis zum Jahr 2049 werden nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen.
Wiesbaden – Die alternde Gesellschaft sorgt für einen wachsenden Bedarf an Pflegekräften. Bis zum Jahr 2049 werden nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden voraussichtlich zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen. Nach Angaben der Statistiker wird der Bedarf an erwerbstätigen Pflegekräften von 1,62 Millionen im Vor-Corona-Jahr 2019 voraussichtlich um 33 Prozent auf 2,15 Millionen 2049 steigen.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz verwies allerdings darauf, dass die Entwicklung in den verschiedenen Tätigkeitsfeldern sehr unterschiedlich verläuft. So stieg die Zahl der Pflegekräfte in Kliniken in nur sechs Jahren um 16,3 Prozent. Gleichzeitig sank aber auch die Patientenzahl um 13 Prozent, sagte Vorstand Eugen Brysch. Ein ganz anderes Bild zeige sich in der Altenpflege. Hier stieg die Zahl der Beschäftigten um nur sechs Prozent bei annähernd stabil bleibenden Bewohnerzahlen und einem erhöhten Bedarf in der ambulanten Versorgung.
Attraktivere Gestaltung des Pflegeberufs
Brysch forderte eine attraktivere Gestaltung des Pflegeberufs. Teilzeitarbeit sei dort heute mehr die Regel als die Ausnahme. „Um diesen Trend zu stoppen, müssen Arbeits- und Urlaubszeiten endlich berechenbar sein. Ebenso dürfen sich Bund und Länder keine weiteren Flops bei der Anwerbung ausländischer Pflegekräfte leisten.“
Zur Entwicklung der Zahl der Pflegekräfte hat das Statistische Bundesamt zwei Varianten mit unterschiedlichem Fokus auf demografische und gesellschaftliche Veränderungen vorausberechnet. Die sogenannte „Trend-Variante“ berücksichtigt neben der demografischen Entwicklung auch die positiven Trends am Pflegearbeitsmarkt aus den 2010er Jahren.
Danach steigt die Zahl der erwerbstätigen Pflegekräfte bis 2034 auf 1,74 Millionen (plus 7 Prozent gegenüber 2019) und anschließend bis 2049 auf 1,87 Millionen (plus 15 Prozent). Nach dieser günstigsten Variante der Vorausberechnung läge die Zahl der verfügbaren Pflegekräfte bereits im Jahr 2034 um 90.000 unter dem erwarteten Bedarf. Bis 2049 würde sich diese Lücke weiter auf voraussichtlich 280.000 Pflegekräfte vergrößern.
Lücke von bis zu 350.000 fehlenden Pflegekräften
Die sogenannte „Status quo-Variante“ zeigt dagegen ausschließlich die Auswirkungen der demografischen Entwicklungen auf die künftige Zahl an Pflegekräften. Nach dieser Variante würde die Zahl der Pflegekräfte von 1,62 Millionen im Jahr 2019 bis 2034 auf 1,48 Millionen (minus 9 Prozent gegenüber 2019) und dann bis 2049 auf 1,46 Millionen (minus 10 Prozent) sinken.
Haupttreiber dieser Entwicklung ist das verstärkte Erreichen des Renteneintrittsalters der Babyboomer-Generation in den nächsten zehn Jahren, wodurch dem Arbeitsmarkt alleine aus Altersgründen benötigte Pflegekräfte fehlen werden. Nach dieser ungünstigsten Variante der Vorausberechnung würden im Jahr 2034 rechnerisch 350.000 Pflegekräfte fehlen. Bis zum Jahr 2049 würde sich diese Lücke sogar auf 690.000 fehlende Pflegekräfte ausweiten, was gut zwei Fünfteln (43 Prozent) der im Jahr 2019 in Pflegeberufen tätigen Personen entspricht.