Eckiger Tisch kritisiert evangelische Missbrauchsstudie

Die Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist bei der Betroffenen-Initiative Eckiger Tisch auf Kritik gestoßen.
Eckiger Tisch kritisiert evangelische Missbrauchsstudie

Matthias Katsch –Foto: © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), Maischberger – 2018-09-26-8479, CC BY-SA 4.0

Die Missbrauchsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist bei der Betroffenen-Initiative Eckiger Tisch auf Kritik gestoßen. Die Untersuchung werfe mehr Fragen auf, als sie beantworten könne, erklärte Sprecher Matthias Katsch am Donnerstag in Berlin. „Offenbar war die EKD nicht bereit oder in der Lage, umfassenden Zugang zu den Personalakten zu gewähren.“ Er bekundete die Befürchtung, dass es noch Jahre dauern werde, bis die Missbrauchsfälle in den EKD-Einrichtungen konkret aufgeklärt werden.

Katsch bekräftigte die Forderung des „Eckigen Tisches“ nach einer staatlichen Aufklärung der Missbrauchsfälle. Die Parlamente müssten überfällige Aufarbeitungsstrukturen schaffen. Zudem sei das Amt der Missbrauchsbeauftragten bei der Bundesregierung gesetzlich zu verankern.

Weiter verlangte Katsch eine angemessene Entschädigung der Missbrauchsbetroffenen durch die evangelische Kirche. Bislang würden sie „mit erbärmlich niedrigen symbolischen Anerkennungszahlungen abgespeist“, die „in willkürlichen, intransparenten Verfahren in jeder Landeskirche nach Gutsherrenart vergeben werden“.

Laut der Studie gibt es viel mehr Missbrauchsopfer als erwartet: Danach wurden seit 1946 nach „spekulativen“ Hochrechnungen mindestens 9.355 Kinder und Jugendliche in evangelischer Kirche und Diakonie sexuell missbraucht. Zudem gibt es 3.497 Beschuldigte, davon gut ein Drittel Pfarrer oder Vikare. Diese Zahlen errechnen sich nach Angaben der Forscher aus den offiziell zurückgemeldeten Ergebnissen der Landeskirchen, die in den Disziplinarakten registriert waren, und aus den Ergebnissen einer Landeskirche, die sowohl Personal- als auch Disziplinarakten ausgewertet hatte. Zudem wurden Vergleichsstudien herangezogen.

kna