Obwohl die Zahl der Kirchenmitglieder immer weiter abnimmt, ist der Brauch, in Kirchen Kerzen anzuzünden, offenbar weiter sehr beliebt.
Bonn – Obwohl die Zahl der Kirchenmitglieder immer weiter abnimmt, ist der Brauch, in Kirchen Kerzen anzuzünden, offenbar weiter sehr beliebt. Im Kölner Dom wurden im vergangenen Jahr laut dem Internetportal katholisch.de rund zwei Millionen Kerzen aufgestellt – so viele wie zuletzt vor der Corona-Pandemie.
Neben überzeugten Christen seien dies oft christlich sozialisierte Besucher, sagte der Leipziger Religionssoziologe Gert Pickel dem Portal. „Menschen aus dieser Gruppe sind häufig zwar selbst gar nicht oder nicht mehr gläubig“, sie griffen aber auf dieses Ritual zurück, weil sie es aus der Familie so kennen oder weil es ihnen eine eigene Form von Spiritualität ermögliche.
Pickel warnte davor, das Ritual zu nutzen, um mit Menschen in Kontakt zu treten, um für kirchliche Angebote oder gar einen Neu- oder Wiedereintritt zu werben. Auch der Hamburger Markensoziologe Oliver Erichiello sprach sich dagegen aus. Es sei unpassend, etwa trauernde Menschen am Kerzenstand in ein Gespräch zu verwickeln. Auch andere Menschen entschieden sich bewusst dafür, dort allein zu sein. „Die wollen vielleicht gar keinen engeren Kontakt zur Kirche, sondern einfach nur ganz in Ruhe ihre persönliche Spiritualität ausleben“, so Erichiello.