Moskauer Patriarchat nennt Vatikan-Dokument gefährlich

Die Gegner der Segnung von wiederverheirateten und homosexuellen Paaren in der katholischen Kirche bekommen Unterstützung aus Moskau. Das dortige Patriarchat findet, das Vatikanpapier widerspreche christlichen Normen.
Die Gegner der Segnung von wiederverheirateten und homosexuellen Paaren in der katholischen Kirche bekommen Unterstützung aus Moskau. Das dortige Patriarchat findet, das Vatikanpapier widerspreche christlichen Normen.

Patriach Kyrill I. –Foto: © Andrey Kholmov | Dreamstime.com

ie russisch-orthodoxe Kirche übt massive Kritik an der vatikanische Grundsatzerklärung zur Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren in der katholischen Kirche. Der Vorsitzende der biblisch-theologischen Kommission des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion, sieht in dem Dokument „Fiducia supplicans“ eine „sehr ernste Abkehr von den christlichen moralischen Normen“, wie er am Donnerstag im Interview der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti sagte. Der Vatikan gehe zwar nicht so weit wie protestantische Kirchen; aber „all dies wird als ein sehr gefährliches Signal und als Zugeständnis der Leitung der katholischen Kirche an jene liberalen Kreise wahrgenommen, die versuchen, ihre Agenda zu diktieren“.

Seine theologische Kommission hat laut Hilarion von Patriarch Kyrill I. den Auftrag bekommen, das Vatikan-Dokument zu analysieren. Sie sei zu dem Ergebnis gekommen, „dass die Heilige Schrift diese neue Praxis in keiner Weise rechtfertigen kann“. Wann der Bericht der Kommission veröffentlicht wird, ließ der Metropolit offen. Er beklagte, dass in dem Vatikan-Schreiben von sogenannten irregulären Paaren keine Umkehr oder Änderung ihres Lebensstils erwartet werde.

Kyrill I. hatte Hilarion Mitte 2022 als Chef des Außenamtes der russisch-orthodoxen Kirche abgesetzt und ihn nach Ungarn geschickt, wo er seither als Metropolit von Budapest tätig ist. Der Geistliche leitet aber weiter die theologische Kommission. Das Dokument „Fiducia supplicans“ (Das flehende Vertrauen) vom 18. Dezember erlaubt Segnungen für unverheiratete, wiederverheiratete und homosexuelle Paare in der katholischen Kirche im Sinne einer pastoralen Annahme.

Um Verwechslungen mit einer Eheschließung auszuschließen, darf die Segnung nicht im Rahmen einer liturgischen Feier erfolgen. Auch sollen sie nicht an einem wichtigen Platz im Kirchengebäude oder vor dem Altar stattfinden. Der Vatikan betont zudem, dass durch die Segnungen die Situation, in der sich die betroffenen Menschen befänden, weder gebilligt noch gerechtfertigt werde.

Das Segensdokument hat in vielen Ländern sowie innerhalb des Vatikans eine heftige Debatte ausgelöst. Unter anderem stellten sich die katholischen Bischöfe Afrikas mit großer Mehrheit dagegen.

kna