EKD-Synodenpräses: Missbrauchsaufarbeitung hat keinen Endpunkt

Missbrauchsfälle begleiten die Kirchen – nach Meinung der EKD-Synodenpräses Heinrich wird es dafür nie ein Ende geben. Dennoch müsse nun endlich gehandelt werden.
Missbrauchsfälle begleiten die Kirchen - nach Meinung der EKD-Synodenpräses Heinrich wird es dafür nie ein Ende geben. Dennoch müsse nun endlich gehandelt werden.

Anna-Nicole Heinrich. Heinrich –Foto: EKD/Fotograf Peter Bongard

Die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch wird aus Sicht der Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, für die Kirche eine nie abzuschließende Daueraufgabe sein. „Für die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in unseren Kirchen wird es keinen Endpunkt geben. Und das darf es auch nicht“, sagte Heinrich im Interview des Portals katholisch.de (Freitag).

Die Forum-Studie zu sexuellem Missbrauch in der EKD und der Diakonie war laut Heinrich für viele in der Kirche „ein Wachrüttler, sich jetzt sehr intensiv mit den Ergebnissen und den notwendigen Konsequenzen auseinanderzusetzen“. Seitdem habe es in vielen Gemeinden und Kirchenkreisen bereits eine Auseinandersetzung mit den Studienergebnissen gegeben, auch bei den anstehenden Frühjahrstagungen der Landessynoden sollen sie demnach thematisiert werden. „Ich erwarte bis zum Ende des Jahres auf allen Ebenen unserer Kirche noch mehr Formate, in denen die Studie, ihre Befunde und daraus folgende Konsequenzen diskutiert werden“, betonte Heinrich.

Zudem erarbeite derzeit das schon 2022 in der EKD eingerichtete Beteiligungsforum aus Betroffenenvertretern und kirchlichen Beauftragten einen Zeitplan für Maßnahmen. Dieser solle im November der Synode der EKD zur Abstimmung vorgelegt werden, sagte Heinrich. „Diesen Prozess der Diskussion der Befunde und der Maßnahmenableitung werden wir über das ganze Jahr fortsetzen, auch unter Beteiligung der weiteren kirchenleitenden Gremien.“

Die Ende Januar vorgestellte Forum-Studie eines großen Forschungsverbunds zu sexuellem Missbrauch hatte mindestens 1.259 mutmaßliche Täter und 2.225 Betroffene in den 20 Landeskirchen der EKD sowie der Diakonie festgestellt und von einer vermutlich noch sehr viel höheren Dunkelziffer gesprochen. Zudem hatte die Studie auf kirchliche Strukturen hingewiesen, die die Taten und deren Vertuschung begünstigt hätten.

Der Befund, dass es nicht nur in der katholischen, sondern auch in der evangelischen Kirche zu Missbrauch kam, habe sie nicht überrascht, sagte Heinrich. „Ich persönlich war nie der Überzeugung, dass bei uns etwa aufgrund der Tatsache, dass es keinen Zölibat gibt, sexualisierte Gewalt nicht stattfinden kann. Und ich kenne auch niemanden in unserer Kirche, der sich ernsthaft mit der Thematik befasst und dieses Narrativ vertreten würde.“

kna