Der Generalvikar des katholischen Bistums Essen, Klaus Pfeffer, spricht sich für ein Ende des Pflichtzölibats für Priester aus.
Düsseldorf – Der Generalvikar des katholischen Bistums Essen, Klaus Pfeffer, spricht sich für ein Ende des Pflichtzölibats für Priester aus. Es sei „offensichtlich, dass immer weniger Menschen bereit sind, sich auf diese Lebensform in Verbindung mit dem Priesterberuf einzulassen. Bei uns stirbt der Priesterberuf derzeit geradezu aus“, sagte Pfeffer im Interview mit der Düsseldorfer Rheinischen Post (Freitag). Der Verzicht auf Ehe und Familie sei für viele Priester eine Last und führe gerade im Alter zu Vereinsamung. Ein Ende der Verpflichtung zum Zölibat halte er für denkbar, weil das Priestertum ansonsten zunehmend an Relevanz verlöre, so der Verwaltungschef des Ruhrbistums.
Im Interview äußerte Pfeffer sich auch zu anderen kirchlichen Streitthemen. So halte er den Zugang für Frauen zu Weiheämtern für den nächsten Schritt, den die römisch-katholische Kirche tun müsse. Derzeit gebe es dagegen massive Widerstände. Es sei „eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit, die es notwendig macht, dass in unserer Kirche Frauen und Männer die gleichen Möglichkeiten haben, verantwortungsvolle Ämter – und damit auch die Weiheämter – auszuüben“. Bis zu einem Frauenpriestertum braucht es laut Pfeffer in der Kirche aber noch „heftige Auseinandersetzungen“.
Die katholische Position, dass Homosexuelle nicht heiraten dürfen, sei ebenfalls kirchenintern umstritten. „Aber auf der Ebene von Papst, vatikanischen Behörden und vielen Bischöfen gibt es wenig Bereitschaft, sich der Einsicht zu öffnen, dass es sehr unterschiedliche sexuelle Orientierungen und Identitäten gibt, die auch von Gott geschaffen und gewollt sind“, so Pfeffer. Die kirchliche Sexualmoral hinke den Einsichten aus Humanwissenschaften, moderner Theologie und menschlicher Erfahrung hinterher.
Die Entrüstung über die päpstliche Erlaubnis zur Segnung homosexueller Paare im vergangenen Jahr zeige, wie schwierig es sei, in einer weltweiten Kirche zu einer einheitlichen Lösung zu kommen. Pfeffer befürwortet die Segenserlaubnis, hält eine katholische Ehe für Homosexuelle aber aktuell nicht für realistisch.
Im Dezember hatte der Vatikan erstmals die Segnung von homosexuellen, unverheirateten und wiederverheirateten Paaren gestattet. Geistliche dürfen solche Paare allerdings nicht in einem Gottesdienst segnen und eine Verwechslung mit einer kirchlichen Trauung muss ausgeschlossen werden. Innerkirchlich löste das Dokument ein geteiltes Echo aus. Vor allem in Afrika und Mittel- und Osteuropa, aber auch in Teilen Lateinamerikas stößt es auf massive Ablehnung.