Experte: Liebe von Menschen mit Behinderung oft nicht akzeptiert

Nach der Erfahrung eines Dating-Coaches sind sexuelle Liebesbeziehungen von Menschen mit Behinderung gesellschaftlich weniger akzeptiert.

Nach der Erfahrung eines Dating-Coaches sind sexuelle Liebesbeziehungen von Menschen mit Behinderung gesellschaftlich weniger akzeptiert. „Das führt dazu, dass entsprechende Strukturen für die Beziehungssuche und das Leben einer Beziehung von Menschen mit Behinderung nicht geschaffen werden“, sagte Psychologe Guido Gebauer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Und das behindert dann die Möglichkeiten der Betroffenen.“

Eine US-Studie zeigt, dass die Verheiratetenrate von Menschen mit Behinderungen mit 41 Prozent deutlich geringer ist als von Menschen ohne Behinderungen (52 Prozent). Besonders niedrige Heiratsraten gibt es demnach bei Personen mit Lernbehinderungen, geistigen und Mehrfachbehinderungen. Zudem gibt es Hinweise, dass behinderte Frauen mehr Probleme haben, einen Partner zu finden, als behinderte Männer.

Gebauer ist Inhaber der Kennlernplattform „Gleichklang.de“ mit Sitz in Hannover. Sie hat sich nach eigenen Angaben darauf ausgerichtet, Personen mit besonderen oder seltenen Merkmalen bei ihrer Partner- und Freundschaftssuche zu unterstützen.

Dabei gehe es nicht darum, Menschen mit Einschränkungen untereinander zu vermitteln, „auch wenn selbstverständlich solche Partnerschaften oder Freundschaften bei Gleichklang entstehen können“, so Gebauer. Stattdessen werde die grundsätzliche Akzeptanz aller Mitglieder bei der Profilanlegung abgefragt; ob sie also grundsätzlich einen Partner mit Behinderung akzeptieren würden oder nicht.

Jedes zweite Mitglied der Dating-Plattform besitzt demnach eine „Grundakzeptanz“ für bestehende körperliche Erkrankungen oder Körperbehinderungen bei einem möglichen Partner oder einer möglichen Partnerin. Am wenigsten ausgeprägt ist die Akzeptanz bei schweren psychischen Erkrankungen; das wäre bei einem zukünftigen Partner nur für 8,5 Prozent der suchenden Mitglieder akzeptabel. Grundsätzlich seien auch Menschen, die selbst eine Beeinträchtigung hätten, eher bereit, sich auf einen Partner mit Behinderung einzulassen, sagt Gebauer.

Er empfahl Suchenden, „von Anfang an offen zu sein. Das Problem, wann man es sagt, verschiebt sich sonst nach hinten“, so der Psychologe. „Es geht darum, authentisch aufzutreten und sich so zu präsentieren, wie man ist.“ Dies sei ohnehin für alle Menschen bei der digitalen Partnersuche empfehlenswert: „Geringfügige Abweichungen zwischen Profil und Realität werden von potenziellen Partnern immer negativ bewertet.“

kna